Adi Liraz: Dirty Laundry

Adi Liraz, kuratiert von Katharina Koch und Sylvia Sadzinski

Ausstellung

© Adi Liraz, 2021

Ausstellung

28.08.-9.10.2021 //
Mi-Sa 16:00-19:00

Eröffnung mit einer Performance von Adi Liraz

27.08.2021 // 18:00

Workshop mit Adi Liraz

25.09. & 26.09.2021

Artist Talk (online) mit Adi Liraz & Persefoni Myrtsou

6.10.2021 // 19:00
Link zur Aufzeichnung des Artist Talks

 

 

Multimediale Installation

Mit Dirty Laundry präsentiert alpha nova & galerie futura Adi Liraz‘ erste Einzelausstellung in Berlin. In ihrer multimedialen und vornehmlich textilen Arbeit untersucht sie die Präsenz und Funktion von Erinnerung und schlägt Wege vor, marginalisierte Stimmen hör- und erfahrbar zu machen.

Im Zentrum steht dabei die Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte als Nachfahrin der griechischsprachigen jüdischen Gemeinschaft der Romaniot*innen, die vornehmlich in Ioannina ansässig ist. Ausgehend vom Leben und der Geschichte ihrer Großmutter verhandelt Adi Liraz historische Repräsentationen, Narrationen von Weiblichkeit sowie die Rolle und Stimmen der Frauen innerhalb dieser Gemeinschaft. Sie beschäftigt sich mit Fragen zu Erinnerungskultur und kollektivem Gedächtnis sowie mit Erfahrungen von Migration und Exil.
Hierbei verwendet und verwebt sie selbstbestickte und -produzierte Textilien und gefundene Stoffe, Fotografien sowie organische Flüssigkeiten mit Elementen der traditionellen romaniotischen Handwerks- und Textiltradition. Diese komplexen textilen Arbeiten, die jüdische Rituale und Poesie, Familiengeschichte und persönliche Erfahrungen miteinander verbinden, werden zu einer künstlerischen Erkundung von Liebe, Verlust, Begehren, Verrat und den Kampf um Anerkennung und weibliche Emanzipation. Durch die Wiederverwendung von Materialien, gemeinsamen Symbolen und Handwerkstechniken, die bei den Romaniot*innen und im Osmanischen Reich üblich waren, werden die Werke zu textilen Archiven, deren Materialität auf Definitionen von Zugehörigkeit und Migration verweist. Die Arbeiten, die zum Großteil in Ioannina in Griechenland entstanden sind, werden durch ihre materielle Kultur zu einer Form des Storytellings und als Wissensspeicher präsentiert, um die wenig rezipierte Geschichte der romaniotischen Frauen zu erzählen.

Ein Anliegen von Liraz ist es, Geschichte(n) neu zu schreiben, indem sie die mündliche Überlieferung entakademisiert und entinstitutionalisiert und vorherrschende Symboliken neu definiert. Sie intendiert, die Vorstellungen von Intimität und Häuslichkeit zu radikalisieren und zurückzufordern, mit dem Ziel sich diese wieder anzueignen.

Dirty Laundry hinterfragt in dieser Form Konzepte von Heimat jenseits nationaler, kulturell-religiöser und patriarchaler Strukturen und stellt dadurch auch die Vorstellung eines monolithischen Judentums in Frage. Die Ausstellung präsentiert Textilarbeiten, eine Fotoserie sowie eine Videoperformance der Künstlerin. Sie wird von einem Rahmenprogramm mit Live-Performance, einem zweitägigen Workshop von Adi Liraz und einem Artist Talk ergänzt.

Adi Liraz ist eine interdisziplinärer Künstlerin, die zwischen Berlin und Ioannina lebt und arbeitet. Sie hat einen Masterabschluss von der Kunsthochschule Berlin Weißensee (Raumstrategien und Kunst im öffentlichen Kontext) und einen Bachelor in Bildender Kunst von der Bezalel Academy of Art and Design Jerusalem. Sie hat an verschiedenen Orten in Deutschland, Griechenland und Israel/Palästina ausgestellt und performt und arbeitet auch als Pädagogin mit Fokus auf zeitgenössischen und historischen politischen Realitäten in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen in Deutschland und in Griechenland. www.adiliraz.com

Artist Talk (online) mit Adi Liraz & Persefoni Myrtsou

6.10.2021 // 19:00
Link zur Aufzeichnung des digitalen Artist Talks

Im Künstleringespräch wird Persefoni Myrtsou mit Adi Liraz über deren Erfahrungen mit ihrer ersten Einzelausstellung sprechen. Sie werden Ansichten zu Konzepten, Methoden und Materialien erörtern, die Adis, aber auch Persefonis künstlerische Praxis prägen, wie etwa Arbeiten/Tätigkeiten von Frauen, informelles Wissen und kollektive Autor*innenschaft, inoffizielles Erbe und Erinnerungsarbeit, nationale Identität und marginale Zugehörigkeit, patriarchale Verkörperungen und weibliche Materialität.

Persefoni Myrtsou is a visual & performance artist, and anthropologist. She has a BA in Fine Art (Glasgow School of Art) and an MA from the Institute of Art in Context (UdK Berlin). Currently she is a doctoral student at the Institute for European Ethnology (HU Berlin), where she is researching artists’ migration through the perspectives and everyday practices of artists who live in and between Istanbul, Athens and Berlin. In her work Persefoni focuses on the practice of denationalism through the use of subversion, cultural appropriation & humor, but also through memory work and community building. She often performs as her Turkish alter ego, Ayşenur. In the last couple of years, she is engaged with peace andcare activism in the Greece-Turkey context. She lives and works in Istanbul. www.persefonimyrtsou.com / www.aysenurbabuna.com

 

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