Sharon Paz, Elianna Renner: Fragmented Narratives

Sharon Paz & Elianna Renner, kuratiert von Katharina Koch und Sylvia Sadzinski

Ausstellung

© Sharon Paz, Elianna Renner, Fragmented Narratives, 2020. Grafik: Stefanie Rau

Ausstellung

26.09.-6.11.2020 //
Mi-Sa 16:00-19:00
Link zum online Ausstellungsrundgang

Eröffnung

25.09.2020 // 17:00-22:00

Performance Pitshipoy von Elianna Renner

14.08.2020 // 16:00-17:00

Online Panel Diskussion

30.10.2020 // 18:00-20:00
Link zur Videoaufzeichnung des Panels

Online Artist Talk (auf Englisch)

mit Sharon Paz & Elianna Renner, moderiert von Alison Hugill
6.11.2020 // 19:00
zoom: https://zoom.us/j/98983151252

Bilder

Bilder Eröffnung

 

Bilder Ausstellung

 

© Ceren Saner (1-27),
© Andrew Fynecontry-de Bana (28-36)

 

Presse

Medienpartnerinnen

 

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Mit freundlicher Unterstützung

 

Audio – Video – Recherche

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Fragmented Narratives zeigt zwei neu entwickelte Werke von Sharon Paz und Elianna Renner, die Audio- und (interaktive) Videoinstallationen sowie Materialpräsentationen beinhalten und auf einem künstlerischen Rechercheprozess basieren. Beide Künstlerinnen beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit Geschichte und historischen Narrativen und deren Auslassungen. In den teils biografischen Zugängen stehen sowohl jüdische Geschichte und Antisemitismus und Rassismus, als auch die Konstruktion von Geschichte(n) und Erinnern im Allgemeinen im Fokus.

Dare to Dream von Sharon Paz ist eine interaktive Videoinstallation, die die Betrachter*innen zwischen Realität und Fiktion positioniert. Basierend auf Recherchen zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin widmet sich die Arbeit zwei Frauen – der deutsch-jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann und Leni Riefenstahl, Produzentin von Propagandafilmen während der NS-Zeit. Paz transferiert deren Geschichten mit fiktiven Charakteren in die Gegenwart. Die Besucher*innen können an der Entwicklung verschiedener Erzählstränge durch das Auswählen unterschiedlicher Antwortmöglichkeiten, welche das interaktive Video bereithält, aktiv mitwirken. Dadurch stellt sich auch die Frage, wer die Hegemonie über Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur besitzt.

Link zum interaktiven Video Dare to Dream

Für die Installation Pitshipoy hat sich Elianna Renner auf die Spuren des Wortes Pitshipoy begeben, das ursprünglich aus der jiddischen Folklore stammt und einen imaginären Ort bezeichnet. Die Recherche setzt sich mit den verschiedenen Geschichten, Übersetzungen und Interpretationen des Wortes auseinander. Während der Shoah erlebt Pitshipoy seine größte Popularität auf engstem Raum im Sammellager Drancy in Frankreich. Der Begriff beschrieb dort einen unbekannten und imaginären (Flucht-)Ort, der das Vakuum der Hoffnung bis vor die Tore von Auschwitz füllte. Die Installation vereint Text, Film und Audioaufnahmen, die fragmentarisch die Recherche des Begriffes präsentieren. Herzstück ist die Videodokumentation einer Luft-Performance, bei der ein Pilot ein Banner mit Pitshipoy am Himmel über Berlin erscheinen lässt.

Link zum Video der Luftperformance Pitshipoy
Link zur Soundinstallation Pitshipoy

 

Link zum Text Pitshipoy

Die Werke verweisen darauf, dass das kulturelle Gedächtnis und die offizielle Geschichtsschreibung (un)vermeidbare Lücken produzieren, welche die Konstruktion von Geschichte(n) im Allgemeinen aufzeigen. Beide Arbeiten verbinden Reales mit Imaginärem und verweisen auf die Kraft dieser Verbindung auf unser Bewusstsein. Sie fungieren als Zeitmaschine, in der Vergangenheit und Gegenwart zusammenfallen. Somit schaffen sie andere Narrative, die sich eindeutigen Zuschreibungen entziehen und die Rezeption der Arbeiten in ein aktives Erleben und Hinterfragen eigener Wahrnehmungen und hegemonialer Erzählungen verwandeln.

Vor dem Hintergrund erstarkender rechter Strömungen, Verschwörungsmythen, die durch die Corona-Pandemie nochmals befeuert wurden und werden, sowie dem Erleben so genannter ‚Post-Truth‘-Politik macht die Ausstellung Zweifel an brüchig gewordenen Wahrheiten greifbar.

Sie verweist dadurch auf die Gratwanderung zwischen einer kritischen Auseinandersetzung mit hegemonialen Narrativen und dem sensiblen, aber auch emanzipatorischen Umgang mit den Leerstellen der Geschichtsschreibung einerseits und dem Abdriften in reaktionäre Geschichtsklitterung, die rechtem Gedankengut und Verschwörungstheorien und -mythen Vorschub leisten, auf der anderen Seite.

Programm

 

Fragmented Narratives
Online Panel Diskussion

30.10.2020 // 18:00-20:00

Link zum Video der Online-Panel-Diskussion: https://www.youtube.com/watch?v=HjaLYAUuruk

mit
Dr. Lea Wohl von Haselberg
(Medienwissenschaftlerin und Publizistin),
Veronika Kracher (Publizistin und Autorin),
Dr. Michal B. Ron (Kunsthistorikerin und Theoretikerin),
Dr. Ingrid Strobl (Autorin)
moderiert von Sharon Adler (Herausgeberin AVIVA-Berlin; Fotografin; Vorstandsvorsitzende der Stiftung ZURÜCKGEBEN. Stiftung zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft)

Wer erinnert und an wen wird erinnert? Und wer besitzt die Hegemonie über Geschichte und Erinnerungskultur? Das Aufzeigen von Leerstellen in der Geschichtsschreibung dient als Chance für emanzipatorische Positionen und marginalisierte Narrative, um Sichtbarkeit und Anerkennung zu erlangen. Doch was passiert, wenn Rechte und reaktionäre Kräfte eigene ’neue Wahrheiten‘ kreieren? Wie kann man Kritik üben am Status Quo hegemonialer Geschichtspolitik und Medienberichterstattung, ohne in Fake News und Verschwörungsmythen abzudriften? Ziel des Panels ist es, eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Erinnerungspolitiken im Spiegel von Rassismus und Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart, mit Fake News, Verschwörungsmythen und der Brüchigkeit hegemonialer Wahrheiten zu ermöglichen. Wie können Kunst, Kultur, Wissenschaft und Medien diesen rechten und reaktionären Strömungen entgegenwirken und gleichzeitig die Illusion von Wahrhaftigkeit und Wahrheit anerkennen?

Zoom Link zur Veranstaltung: https://zoom.us/j/94651934984

 


Online Artist Talk (auf Englisch)

6.11.2020 // 19:00
mit Sharon Paz und Elianna Renner

moderiert von Alison Hugill (Berlin Art Link)

Zoom Link zur Veranstaltung: https://zoom.us/j/98983151252

Sharon Paz (*1969, Ramat Gan, Israel) lebt und arbeitet in Berlin. Sie hat ihr Studium mit einem MFA am Hunter College in New York abgeschlossen. Sie zeigte ihre Arbeiten u.a. in Ausstellungen im Kunstmuseum Weserburg, Bremen, bei Smack Mellon in New York City, dem Herzlyia Museum of Art und dem Petach-Tikva Museum of Art in Israel. Ihre Projekte wurden durch die Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, dem Hauptstadtkulturfonds Berlin, dem Fonds für Videokunst und Experimentalfilm, CCA Tel- Aviv, Goethe-Institut in Tel Aviv unterstützt. Ihre Video-Arbeiten sind in den Sammlungen des Neuen Berliner Kunstvereins (Video-Forum) und dem Israel Museum in Jerusalem vertreten und wurden sowohl auf zahlreichen Festivals als auch bei der Galerie Thomas Erben, Art in General in New York City und der Transmediale 11 in Berlin präsentiert.
www.sharonpaz.com

Die 1977 in der Schweiz geborene und in Deutschland lebende Bildende Künstlerin Elianna Renner arbeitet an der Schnittstelle von Biografie und Geschichte. In ihren Arbeiten hinterfragt sie historische Narrative und deren Auslassungen – immer mit dem Ziel, die hinter dem Vergessenen oder Verschwiegenen stehenden Machtverhältnisse sichtbar zu machen. Ein Schwerpunkt von Renners künstlerischem Schaffen ist das (auto)biografische Arbeiten. Im Mittelpunkt stehen dabei immer wieder Geschichten von Frauen, oft solche, die in den offiziellen Geschichtsschreibungen gar nicht oder nur am Rande auftauchen. Renner schafft einen ästhetisch-visuellen Zugang zur Auseinandersetzung mit oral history und Geschichte. Dabei geht es ihr darum, Geschichte(n) als Konstruktionen wahrnehmbar werden zu lassen, die sich je nach Erzähler*in neu darstellen. In ihren Arbeiten imaginiert sie, setzt neu zusammen, verknüpft Fiktives mit „Realem“ und nutzt dazu eine Vielzahl künstlerischer Medien wie Film, Fotografie, Audio, Text, Skizzen und Installation. 
Elianna Renner arbeitet seit Jahren an Projekten im internationalen Kontext wie z.B. in New York, Buenos Aires, Tel Aviv und Frankfurt. Ihre Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Renner ist Preisträgerin des Kunstpreis Ottersberg (2019), des Theobald Simon Preis (2012) sowie des 33. Förderpreis für Bildende Kunst 2009 der Stadt Bremen. Sie erhielt u.a. folgende Stipendien: Stipendium zur künstlerischen Weiterbildung, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), Stiftung Zurückgeben, Filmstart 01, Projektstipendium der Nordmedia und des Filmbüro Bremen.

www.eliannarenner.com

Alison Hugill ist Autorin, Redakteurin und freie Kuratorin und lebt aktuell in Berlin. Sie hat einen Abschluss in Philosophie (Bachelor, King’s College, Canada, 2009) und einen Abschluss in Contemporary Art Theory (Master, Kunsttheorie der Gegenwart, Goldsmiths College, University of London, 2012). Zu ihren Forschungsinhalten gehören Gegenwartskunst, Architektur, partizipatives Design und die ästhetische Theorie der Gemeinschaft. Hugill ist Chefredakteurin des Berlin Art Link Magazins. Darüberhinaus verfasst sie u.a. Beiträge für Artforum, Momus, Archinect, Artsy, AQNB, Digital Icons und ArtMargins.
www.alisonhugill.com

 

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