Cornelia Herfurtner: Von Luftmatratzen, Stroh und anderen Waffen

Einzelausstellung von Cornelia Herfurtner; in kuratorischer Zusammenarbeit mit Katharina Koch & Sylvia Sadzinski; mit einer Soundinstallation von Betül Merve Tekoğlu; inklusiver Kulturvermittlung mit Katrin Dinges; Veranstaltungen mit Elke Steven, Katharina Gamm, Anna, Annalisa Cananzi, Cora Mohr, Lee Stevens, Suna Qu und Amina Été

Ausstellung, Symposium/Round Table

© Stefanie Rau / operative.space

Ausstellung

22.04.-03.06.2023 //
Mi-Sa 16:00-19:00

Eröffnung

21.04.2023 // 19:00

Never relinquish the streets!
Diskussion zur Geschichte des Versammlungsrechts

03.05.2023 // 19:00

mit Elke Steven (Soziologin), Katharina Gamm (Fachanwältin für Strafrecht) und Anna (ehemalige Bewegungslinke), moderiert von Cornelia Herfurtner

Berührungen und Selbstschutz?
Inklusive Kunstvermittlung

05.05.2023 // 15:00

mit Katrin Dinges (Künstlerin, Kunst- und Kulturvermittlerin)

Betül Merve Tekoğlu: Sirens

Soundinstallation

10.05-13.05.2023 // 16:00-19:00

Nicht eine* weniger
Intergenerationaler Roundtable zu autonomer feministischer Organisierung

13.05.2023 // 15:00

mit Annalisa Cananzi (E.A.S.T. – Essential Autonomous Struggles Transnational), Cora Mohr (FrauenLesbenGruppe Frankfurt a.M.), Lee Stevens (Kollektivfragment der Raumerweiterungshalle und Teile, Künstler*in und Sorgearbeiter*in, Berlin) und Suna Qu (politische Bildungsarbeit, Berlin), moderiert von Amina Été und Cornelia Herfurtner

 

Bilder

Bilder Eröffnung

 

Fotos: Li Yang

 

Bilder Ausstellung

 

Fotos: Ivonne Thein, Photography

Presse

Die Ausstellung wird gefördert durch die Stiftung Kunstfonds mit einem NEUSTART KULTUR Stipendium.

 

Die Ausstellung Von Luftmatratzen, Stroh und anderen Waffen präsentiert neue Arbeiten aus Cornelia Herfurtners Werkzyklus Was ist eine Waffe? (seit 2020). Die großformatigen Holzreliefs, die an Schutzschilde erinnern, zeigen Stillleben von Gegenständen, die in der BRD als sogenannte „passive Waffen“ verhandelt wurden und changieren aufgrund der räumlichen Installation der Reliefs zwischen Bild und Skulptur.

 

Ausgangspunkt des Ausstellungsprojektes ist die Einschränkung der Versammlungsfreiheit durch die Einführung der sogenannten passiven Bewaffnung in der Bundesrepublik Deutschland. Der 1985 eingeführte Paragraph 17a Versammlungsgesetz (VersG) macht es möglich, Schutzkleidung und Alltagsgegenstände, die im zivilen Leben dem Erhalt der körperlichen Unversehrtheit dienen, als ‘passive Waffen’ oder ‘Schutzwaffen’ zu kriminalisieren, wenn sie bei politischen Versammlungen unter freiem Himmel getragen oder mitgeführt werden. Seit 1985 wurden in Gerichtsprozessen Gegenstände wie etwa Fahrradhelme, Handschuhe, Schwimmbrillen, Baseballmützen, Klarsichtfolien oder Luftmatratzen als Schutzwaffen verhandelt. Ein Versuch der Polizei, Protestierende über das Mitführen von Stroh auf Protesten zu kriminalisieren, wurde von Gerichten in Nordrhein-Westfalen abgewehrt.

 

Herfurtners Holzreliefs machen den repressiven Charakter und die kontextabhängige Willkür bei der Definition von Waffen im Allgemeinen und passiver Bewaffnung im Besonderen deutlich. Wer bestimmt, was eine Waffe ist? Was ist Schutz und Schild? Und wer verteidigt was?
Die Künstlerin hinterfragt, wie Gewalt im demokratischen Staat hervorgebracht und gleichzeitig verdeckt wird und untersucht die Deutungsmacht über den öffentlichen Raum.

 

Die räumliche Installation wird ergänzt durch ein Soundstück von Betül Merve Tekoğlu und begleitet von einem Rahmenprogramm, welches Geschichte und Gegenwart der Versammlungsfreiheit diskursiv einbettet, und in aktuellen feministischen Praxen verortet und erweitert. Zum Ende der Ausstellung erscheint eine Publikation.

 

 

PROGRAMM

 

Damit wir die Zugänglichkeit zu allen Veranstaltungen gut gestalten können, teilt uns besondere Bedürfnisse bitte per e-mail mit: mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de

Die Veranstaltungen finden in deutscher Lautsprache statt. Flüsterübersetzungen ins Englische werden wir nach Bedarf vor Ort gemeinsam organisieren. Kinder sind willkommen.

 

 

Never relinquish the streets!
Diskussion zur Geschichte des Versammlungsrechts

03.05. 2023 // 19:00

 

mit Elke Steven (Soziologin), Katharina Gamm (Fachanwältin für Strafrecht) und Anna (ehemalige Bewegungslinke).
Die Veranstaltung wird moderiert von Cornelia Herfurtner.

 

Welche Folgen hat die Anwendung des Paragraphen 17a (§17 a VersG) auf soziale Bewegungen und Proteste? Und welche Praxen stellen sich der Einschränkung von demokratischen Rechten entgegen?

 

In dieser Diskussionsveranstaltung geht es um Geschichte und Gegenwart der Versammlungsfreiheit in der BRD. Wir werden zum einen darüber sprechen, wie die Versammlungsfreiheit immer wieder angegriffen wird. Auf der anderen Seite werden wir uns anschauen, welche Strategien und kreativen Ideen Menschen in sozialen Bewegungen entwickeln, um Versammlungen durchzusetzen.

 

 

Berührungen und Selbstschutz?
Inklusive Kunstvermittlung

05.05.2023 // 15:00

 

mit Katrin Dinges (Künstlerin, Kunst- und Kulturvermittlerin)

 

Gemeinsam nähern wir uns der Ausstellung auf ungewöhnliche Art: mit unseren Fingern und Händen. Wie ertasten wir Bilder? Welche Vorstellungen erzeugt diese Art der Wahrnehmung in uns? Und welche Rolle spielen (gemeinsame) Berührungen in unseren Leben?

 

In Berührung und Gespräch widmen wir uns diesen Fragen – und natürlich auch denen, die ihr selber mitbringt.

 

 

Betül Merve Tekoğlu: Sirens

10.05-13.05.2023 // 16:00-19:00

 

Konzept und Komposition: Betül Merve Tekoğlu
Sound: Baptiste Moulin

 

Die 4-Kanal Soundinstallation Sirens der Künstlerin Betül Merve Tekoğlu beschäftigt sich mit akustischen Strategien von Fürsorge, Solidarität und Widerstand in feindlichen Umgebungen. Die Komposition bezieht ihre Spannung aus einem Widerspruch. Sie besteht aus Sound-Frequenzen, die als Waffen oder zur Abschreckung eingesetzt werden können, hier aber in ihr Gegenteil verkehrt werden, beruhigen und entspannen.

Sirens ist während der Öffnungszeiten der Ausstellung erfahrbar und lädt ein zum Aufhalten, Ausruhen und Zuhören.

 

 

Nicht eine* weniger
Intergenerationaler Roundtable zu autonomer feministischer Organisierung

13.05.2023 // 15:00

 

mit Annalisa Cananzi (E.A.S.T. – Essential Autonomous Struggles Transnational), Cora Mohr (FrauenLesbenGruppe Frankfurt a.M.), Lee Stevens (Kollektivfragment der Raumerweiterungshalle und Teile, Künstler*in und Sorgearbeiter*in, Berlin) und Suna Qu (politische Bildungsarbeit, Berlin). Die Veranstaltung wird moderiert von Amina Été und Cornelia Herfurtner

 

Welche Formen hat emanzipatorische Politik heute?

 

In dieser Veranstaltung werden die Teilnehmenden aus ihrer politischen Arbeit berichten. Wie sind sie organisiert? Wie gestalten sie ihre Praxen? Welche Ideen und Bedürfnisse stehen hinter autonomer feministischer Organisierung? Wie sieht, hört und drückt die Emanzipation von Frauen und FLINTA* (Frauen, Lesben, inter*, non-binär, trans* und agender-Personen) sich gegenwärtig aus? Was hat sich in den letzten 35 Jahren innerhalb emanzipatorischer Politiken und Praxen verändert?

 

Diese Veranstaltung ist offen für Frauen, inter*, non-binäre, trans* und agender-Personen, die sich für autonome feministische Organisierung interessieren. Wir werden unsere unterschiedlichen Erfahrungen zusammen denken. Nach der gemeinsamen Diskussion wird es Getränke und kleine Snacks geben und die Möglichkeit sich auszutauschen.

 

 

Cornelia Herfurtner ist Bildende Künstlerin und lebt in Berlin.
Von September bis November 2022 war sie als Stipendiatin des Berliner Senats für kulturelle Angelegenheiten in New York City und forschte zu sozialen Bewegungen und der Geschichte engagierter Kunstpraxen von Occupy bis Decolonize this place.
Ausstellungen u.a. bei Neuer Berliner Kunstverein, Berlin (2023), Millenium Film, New York City (2023), Mélange, Köln (2022), Very Project Space, Berlin (2021), Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord, Berlin (2021), After the Butcher, Berlin (2020), Mitte Museum, Berlin (2019), ImageMovement, Berlin (2018) und in extenso, Clermont-Ferrand (2017).
Cornelia ist im antimilitaristischen Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ organisiert und setzt sich aktiv gegen Krieg und Rüstungsproduktion ein.
www.corneliaherfurtner.net

Betül Merve Tekoğlu ist eine in Berlin lebende Bildende Künstlerin. Sie wurde in Istanbul geboren. Seit 2021 unterrichtet sie an der Universität der Künste Berlin. Grundlegend für ihre künstlerische Recherche und Praxis sind performative und kollaborative Prozesse, die sich in Skulptur, Video, Performance und Gesang manifestieren. Projekte u.a. bei 3hd Festival, dem Festival of Future Nows, Hamburger Bahnhof, Selbstuniversität e.V. und der nGbK Berlin.

 

 

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