In der Ausstellung präsentiert 127 garage (aus Kharkiv, aktuell ansässig in Graz) eine Auswahl selbstorganisierter Kunsträume aus der Ukraine und deren Künstler*innen Communities, die Teil des Projekts The Weaving sind. The Weaving wurde 2022 nach der russischen Invasion in der Ukraine von 127 garage ins Leben gerufen. Das Projekt bringt Vertreter*innen selbstorganisierter, zeitgenössischer Kunsträume in der Ukraine zusammen mit dem Ziel, Organisationen in der Nähe der Frontlinie mit Organisationen in den „sichereren“ Zonen des Landes zu verbinden. Das Ergebnis dieser Verbindungen sind Ausstellungen, die in den Partnerräumen stattfinden und die Aktivitäten und Gemeinschaften der vertriebenen Organisationen repräsentieren. Durch das Teilen von Ressourcen und die Förderung der Zusammenarbeit will das Projekt einen Teppich künstlerischer Widerstandsfähigkeit und Kreativität weben, der über Jahre hinweg Bestand hat.
In einem erweiternden, diskursiven Teil gibt 127 garage einen Einblick in die dringenden Anliegen und praktischen Entwicklung von The Weaving und berichtet aus ihrer Erfahrungspraxis sowie den damit verbundenen Herausforderungen vor dem Hintergrund der Kriegs- und Exilsituation. Die Berliner Kunsträume bzw. -initiativen Kreuzberg Pavillon und Cultural Workers Studio sind eingeladen, einen kurzen Kommentar bzw. Reaktion zu The Weaving zu formulieren und den Bogen zu ihrer eigenen kollaborativen Praxis zu schlagen, die ebenfalls auf solidarischer Unterstützung und Vernetzung innerhalb und zwischen künstlerischen Communities und unabhängigen Projekträumen beruht.
In einem gemeinsamen Gespräch wird unter anderem folgenden Fragen nachgegangen:
Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich sowohl in der konzeptuellen als auch in der alltäglichen Arbeit der Leitung und Erhaltung selbstorganisierter Kunsträume vor dem Hintergrund unterschiedlicher prekär-krisenhafter, politischer Kontexten ausmachen?
Wie können konkrete Formen der Unterstützung und Solidarität zwischen selbstorganisierten Kunsträumen und -initiativen aussehen? Welche Ressourcen können beispielsweise geteilt werden?
Was können wir voneinander lernen?
Wie lassen sich langfristige/beständige Netzwerke jenseits nationaler Grenzen etablieren und gemeinsame Ziele formulieren?
Diese Veranstaltung ist Teil des Begegnungs- und Netzwerkprojekts Geographies of Collectivity. Artistic Infrastructures in Times of Crisis: Berlin-Vienna-Graz-Minsk-Kharkiv-Pristina (September & Oktober 2024) in der alpha nova & galerie futura
127 garage ist ein Raum für kulturelle Aktivitäten von und für Künstler*innen. Der Künstler Anton Tkachenko und die Kuratorin Nastia Khlestova eröffneten 2019 in ihrer Garage in Kharkiv einen Raum für Ausstellungen, Vorträge, Präsentationen, Treffen, Diskussionen und vor allem für künstlerische Experimente. Hauptziel und -aufgabe war es, einen angenehmen Arbeits- und Interaktionsraum zu schaffen und junge Künstler*innen zu unterstützen. Nach der russischen Invasion wurde 127 garage zu einer nomadischen Organisation, die von Künstler*innen geleitete Räume in der gesamten Ukraine unterstützt. Die Arbeit von 127 garage konzentriert sich auf verschiedene Formate des Wissensaustauschs und die Entwicklung neuer Methoden zum Verständnis der aktuellen Situation und für eine bessere Zukunft. 127 garage engagiert sich für eine Welt der horizontalen Hegemonien und der Grenzenlosigkeit, geleitet von Neugier und politischer Dringlichkeit.
Heiko Pfreundt und Lisa Schorm betreiben den Projektraum Kreuzberg Pavillon. Der Raum dient der Entwicklung und Ausstellung experimenteller, künstlerischer, kuratorischer und Kunst vermittelnder Aktivitäten. Ihre Projekte setzen sich kritisch mit ererbten Privilegien auseinander, sowohl in Bezug auf den Zugang zur Kunst als auch auf die Möglichkeiten der Kunstproduktion selbst. Seit 2019 organisieren sie gemeinsam das Project Space Festival Berlin. Das Project Space Festival ist eine Initiative der freien Szene der bildenden Künste in Berlin mit einem gemeinschaftlichen Interesse an gegenseitiger Unterstützung und Sichtbarkeit.