Soso Dumbadze: Ein gelber Bus

Soso Dumbadze

Ausstellung

Soso Dumbadze, Ein gelber Bus, Videostill, 2013

Ausstellung

3.6.-15.7.2017 //
Mi-Sa // 16:00-19:00

Eröffnung

Begrüssung: Beate Eckstein (Friedrich-Ebert-Stiftung)
2.6.2017 // 19:00

Artist Talk

Soso Dumbadze und Zaal Andronikashvili
8.7.2017 // 18:00

Bilder

Bilder Eröffnung

 

 

Bilder Ausstellung

 

 

Fotos: alpha nova & galerie futura

 

 

 

Mit freundlicher Unterstützung durch die Friedrich-Ebert-Stiftung

Videoinstallation

Am 17. Mai 2013, dem internationalen Tag gegen Homophobie, wurde in der georgischen Hauptstadt Tiflis eine friedliche LGBT-Kundgebung mit etwa 40 Personen brutal angegriffen. Über 15.000 religiöse Extremist*innen und christlich-orthodoxe Priester attackierten die Kleinbusse, in die sich die angegriffenen Demonstrant*innen geflüchtet haben. Es ist nach der Vorjahresdemonstration das zweite Mal überhaupt in der Geschichte des christlich-orthodox geprägten Georgiens, dass homo-, bi- und transsexuelle Menschen sowie ihre Unterstützer*innen für ihre Rechte, Gleichberechtigung und Akzeptanz auf die Straße gehen. Bis 2017 war es in dieser Form auch das letzte Mal – aufgrund der brutalen Übergriffe vor vier Jahren wurden weitere größere Kundgebungen vermieden. Dennoch lässt sich die LGBT-Bewegung nicht unterkriegen und setzt jedes Jahr Zeichen des Protests gegen Diskriminierung und für Gleichstellung. Für die Eskalation von 2013 wurde bis heute niemand juristisch verantwortlich gemacht.

Der georgische Künstler Soso Dumbadze rekonstruiert die Ereignisse mit found footages aus dem Internet. Insgesamt 15 Videoquellen hat er ausgewählt, die Journalist*innen, Demonstrant*innen aber auch Angreifer*innen der Kundgebung mit ihren Kameras und Smartphones aufgenommen und danach ins Internet gestellt haben. In seiner Videoinstallation in der Berliner alpha nova & galerie futura strukturiert der Künstler die 15 Bildschirme so, dass sie die lokalen räumlichen Gegebenheiten verdeutlichen. Der Position der Filmenden nach zeichnet Dumbadze den Straßenverlauf nach und vermittelt somit unterschiedliche Narrative und Blickwinkel auf die Geschehnisse. Die Demonstrant*innen sollten mit Bussen evakuiert werden. Die wohl eindrücklichste Aufnahme ist aus einem gelben Bus heraus aufgenommen: In diesen haben sich die  Demonstrant*innen  zwar geflüchtet; er ist jedoch letztendlich auch vollständig den Gewaltattacken ausgesetzt: Fäuste und Hände schlagen gegen die Scheiben, schreiende Münder sind zu sehen.
Nicht nur die gefilmten Szenen erzeugen ein Gefühl von Bedrohung. Auch die Installation an sich mit ihren 15 fast menschenhohen, dicht beieinander stehenden dunklen Stelen, in die die Bildschirme mit den Videos eingelassen sind, trägt zur Beklemmung bei. Und sie trägt dazu bei, Werte wie die Gleichstellung aller Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion, Geschlecht oder sexuellen Orientierung nicht für selbstverständlich gegeben zu betrachten, sondern als etwas, wofür immer wieder aufs Neue gekämpft werden muss.

Soso Dumbadze lebt und arbeitet in Köln und Tbilissi, Georgien, wo er auch geboren wurde. 1998-2001 studierte er Film- und Fernsehregie an der Staatlichen Universität Tbilissi sowie von 2004-2011 Film und Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln. Zur Zeit promoviert er an der Hochschule für bildende Künste Hamburg zur sowjetischen Filmavantgarde und dem politischen Essayfilm mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Seine Videoinstallationen wurden u.a. auf der Art Cologne, in der Bundeskunsthalle Bonn und im Haus am Lützowplatz Berlin gezeigt. Dumbadze leitet in Tbilissi den Verlag »Sa.Ga.« (Abkürzung für »sazogadoebrivi gamomtsemloba«, z. Dt. »Verlag für die Gesellschaft«), welcher sich gesellschaftskritischen und politischen Inhalten widmet. Im Verlag sind die Erstübersetzungen der Autoren Walter Benjamin und Theodor W. Adorno, Sergej Eisenstein und Dziga Vertov, sowie Harun Farocki und Chris Marker u. a. erschienen.

 

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