Eine feministische Perspektive für Berlin heute!

Bettina Barthel, Dr. Katarina Bonnevier, Roberta Burghardt, Prof. Dr. Kerstin Dörhöfer, Nanni Grau, Caroline Rosenthal, Dr. Meike Schalk

Symposium/Round Table, Veranstaltungsreihe

Grafik: Stefanie Rau

Symposium

5.9.2020 // 14:00-19:00

Die Publikumszahl ist auf 25 begrenzt. Wir bitten um Anmeldungen bis zum 4.9.2020 mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de.

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Bilder Symposium

 

Fotos: Katharina Koch

Presse

In Kooperation mit

Das Symposiums bringt Praktikerinnen und Theoretikerinnen zusammen, die sich auf unterschiedliche Art emanzipatorischen Projekten in Architektur, Städteplanung und Stadtsoziologie widmen. Ein interdisziplinärer und generationsübergreifender Austausch soll mögliche Antworten auf die Frage nach einer feministischen und nicht-sexistischen Stadt aufzeigen. Das Symposium findet statt im Rahmen der Reihe ‚Feministische Wohngeschichte(n) für die Zukunft. Berlin, Bauhaus und darüber hinaus‘.
Moderation: Caroline Rosenthal


Zeiten, Teilnehmerinnen & Abstracts:


14:00
Begrüßung durch alpha nova & galerie futura und Moderatorin Caroline Rosenthal

Caroline Rosenthal ist 1985 in Ost-Berlin geboren und dort, sowie in Cambridge (UK) aufgewachsen. Sie studierte Politikwissenschaften und Soziologie in den Niederlanden und der Schweiz. Seit 2012 engagiert sie sich über das Mietshäuser Syndikat für gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung in Berlin und koordiniert seit 2018 ein bundesweites Netzwerk zu diesem Thema. Sie arbeitet außerdem freiberuflich als Moderatorin. Feminismus ist Caroline nicht erst wichtig seit sie 2017 Mutter wurde.

14:15 Dr. Katarina Bonnevier: Touching Architecture or, „hand in glove“

The idea of touching architecture is at the heart in the work of MYCKET (Mariana Alves Silva, Katarina Bonnevier, Thérèse Kristiansson). Their queer artistic research methodology is marked by feminism in contents, produced results and working methods. With the animated dance place „Kepsen“ in Jönköping they resonate about the bond between aesthetic expressions and political struggles for civic rights.

Dr. Katarina Bonnevier, Architect SAR, founding member of the Architecture, Design and Art Collective MYCKET, Sweden.

15:00 Prof. Dr. Kerstin Dörhöfer: „Sozialer Wohnungsbau“ – feministische Kritik und Forderungen der 70er und 80er Jahre

Ausgehend vom Massenwohnungsbau entzündete sich in den 1970er Jahren die feministische Kritik an der Standardisierung und Normierung des Bauens und seiner ausschließlichen Orientierung am Leitbild der bürgerlichen Kleinfamilie. In der war die Frau auf die Rolle der Gattin, Hausfrau und Mutter fixiert. Feministinnen stellten dagegen Forderungen nach Wahlfreiheit in den Formen des Zusammenlebens und der Verfügung über Raum, Berücksichtigung des weiblichen Alltags und entsprechender Infrastrukturausstattung der Wohngebiete. Alle waren sich einig in der Forderung nach mehr Beteiligung von Frauen an der Gestaltung der räumlichen Umwelt. Was ist aus diesen Forderungen geworden? Welche Entwicklungen und Erfahrungen lassen sich aus heutiger Perspektive ablesen? Diese und andere Fragen werden in der anschließenden Diskussion erörtert.

Kerstin Dörhöfer, Studium der Architektur an der TU Berlin und der TH Wien, einige Jahre Architektur- und Städtebaupraxis in Berlin, Promotion zum Dr.-Ing. für Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin, Professorin für Stadt- und Regionalentwicklung an der Fachhochschule Aachen (1981-86) und für Architektur und Urbanistik an der Universität der Künste Berlin (1986-2008), Forschungen zu Wohnungs- und Städtebau, Architektur- und Stadtentwicklung, Geschlechterverhältnissen und Raumstrukturen.

15:45 Dr. Meike Schalk: Feministische (Arbeits-)Welten in der Architektur – Historische, gegenwärtige und zukünftige Formen der Organisation

Der Talk zeigt gegenwärtige Perspektiven, Konzepte und Visionen einer feministischen Architektur auf und gibt Einblick in bisher wenig beachtetete feministische Arbeitswelten, am Beispiel Schwedens, die der Großbüros und Kommunen, die Arbeitsgesetze geprägt und innovative Organisationsformen hervorgebracht haben.
Der erste Teil des Talks präsentiert Beispiele feministischer Praxen, die viel Aufmerksamkeit erfahren, unter dem Gesichtspunkt ihrer Arbeit und Organisationsform. Hier beziehe ich mich auf Beiträge aus der Anthologie Feminist Futures of Spatial Practice: Materialisms, Activisms, Dialogues, Pedagogies, Projections (hrsg. zusammen mit Thérèse Kristiansson und Ramia Mazé, 2017). Der zweite Teil des Talks bezieht sich auf die unsichtbare Arbeit von Architektinnen im Alltag der großen Architekturbüros in Schweden, seit den 50iger Jahren, und deren Errungenschaften in Punkto Gender-Gerechtigkeit im Büro. Durch die Mitentwicklung von Regeln, Strukturen, Prozessen und Organisationsformen haben sie die Rolle der gleichgestellten Architektinnen maßgeblich geprägt. Schweden bildet damit eine Ausnahme in Europa, wo Frauen in der Architektur immer noch selten in den Chefetagen zu finden sind. Dies macht es zu einem möglichen Vorbild für die Zukunft, das zu näherer Betrachtung einlädt.

Dr. Meike Schalk ist Architektin und Professorin in Städtebau und urbaner Theorie an der KTH School of Architecture, Stockholm.

16:45 Bettina Barthel: „Es ist halt kein Außerhalb.“ – Geschlechterverhältnisse im Gemeinschaftlichen Wohnen

Auf der Basis laufender Forschung gehe ich zum einen der Frage nach, wo und wie Geschlecht im Diskurs zu Gemeinschaftlichem Wohnen zu finden ist. Zum anderen gebe ich Einblicke, in welcher Form und in welchen Dimensionen Geschlechterverhältnisse aus der Perspektive der Bewohner*innen in Wohnprojekten praktisch zum Tragen kommen. Welche Schlüsse sich daraus für eine feministische Perspektive für Berlin heute ziehen lassen, können wir anschließend in gemeinsamer Diskussion erkunden.

Bettina Barthel (Dr. rer. pol.) forscht und lehrt zu gemeinschaftlichem Wohnen, urbanen Commons, Gemeinwohl und solidarischen Ökonomien. Seit 2018 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum fu?r interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin im Projekt „Die Neuerfindung des Kollektiven? Zur ‚Wiederentdeckung‘ des Gemeinsamen“. Das Projekt untersucht Diskurse und Praktiken urbanen Wohnens in Gemeinschaften und ist Teil der DFG-Forschungsgruppe „Recht-Geschlecht-Kollektivität: Prozesse der Normierung, Kategorisierung und Solidarisierung“. Sie baute mit dem Mietshäuser Syndikat das Hausprojekt M29 mit auf und berät seit einigen Jahren Projekt-Initiativen und bedrohte Mietshäuser.

17:30 Roberta Burghardt: Architektur als Mitspielerin & Nanni Grau: Urbane Biotope – Räume emanzipatorischen Handelns

Roberta Burghardt:
Ein von mir vorgeschlagenes „Denkmal für die Moderne“ wurde für mich zum Ausgangspunkt für einen fruchtbaren Dialog mit Felicita Reuschling über verschiedene (modernistische) architektonischen Modelle Sorgearbeit räumlich neu zu organisieren, sie zu vergesellschaften. Von „Kommunen in der neuen Welt“, über Kibbuzim, Einküchenhäuser und sowjetische Kommunehäuser bis hin zu wohlfahrtstaatlichen Reformprojekten. Die Frage nach der Wirksamkeit der Architektur treibt mich dabei noch immer um. Diese Frage hat sich in der Gegenwart verkompliziert. Während wir die utopischen Modelle der Vergesellschaftung aus der Vergangenheit haben, haben optimistische Zukunftserzählung heute wenig Konjunktur. Vielleicht erlangen wir etwas Handlungsfähigkeit zurück, wenn wir, wie von einigen vorgeschlagen, Architektur nicht als Objekt(e) denken, sondern als eine Vielzahl an Beziehungen zwischen Dingen, Pflanzen, Menschen und anderen Lebewesen. Eine feministische Architektur sollte für diese Beziehungen Sorge tragen.

Roberta Burghardt arbeitet als Architektin und ist Teil der Berliner Kooperative coopdisco; www.coop-disco.net. Ausbildung an der Glasgow School of Art und der Technischen Universität Berlin. Lehrtätigkeit an der an verschiedenen Hochschulen, u.a. an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg, dem Karlsruher Institut für Technologie und der Hafencity Universität Hamburg. Sie hat u.a. an der von Felicita Reuschling kuratierten Ausstellung „domestic utopias“ teilgenommen, immer wieder Texte zum Verhältnis von Architektur und Politik verfasst und engagiert sich in verschiedenen stadtpolitischen Projekten, zuletzt dem Rathausblock in Kreuzberg.

Nanni Grau:
An Gebäuden oder Quartieren mit komplexen Programmen, denen starke Ideen von Gemeinschaft zugrunde liegen, können Antworten und Visionen für die Entwicklung neuer inklusiver Räume des Zusammenlebens und -Arbeitens gefunden werden. „Urbane Biotope“ sind Vision und Ideal. Ihr Anspruch an Nachhaltigkeit und Ressourceneinsatz ist hoch. Es werden Modelle für das Teilen von sozialen, ökonomischen und materiellen Ressourcen entwickelt, mit nachwachsenden Rohstoffen gebaut, inklusive Konzepte der Teilhabe, Mitbestimmung und Vielfalt etabliert. Sie werden prozessorientiert über lange Zeiträume auf vielen Ebenen von und mit sehr vielen Nutzerinnen und Beteiligten in Multiakteurskonstellationen entwickelt. Räume der Aneignung und Identifikation, sowie Variablen für eine zukünftige Entwicklung sind fester Bestandteil und ein den Planungen inhärentes Prinzip.Urbane Biotope sind Reallabore emanzipatorisch-kollektiver Lebensentwürfe.

Nanni Grau seit 2005 Hütten & Paläste in Berlin, gemeinsames Architekturbüro mit Frank Schönert. Planung und Realisierung experimenteller Architekturen für urbane Wohn- und Lebensformen. Studium der Architektur und Design in Berlin, Hochschule der Künste, Sydney und Coburg. Früher Mitarbeiterin bei Daniel Libeskind, Peter Eisenmann, East, Macgabhannarchitects. 2017-19 Gastprofessur Formen partizipativer Stadtentwicklung an der Uni Kassel. 2009 – 2012 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Entwerfen und Baukonstruktion Prof. Bettina Götz an der UdK Berlin. Gründungspartnerin im Netzwerk DieNachwachsendeStadt.

 

Die Veranstaltung findet unter Berücksichtigung der aktuellen Hygiene- und Abstandsregelungen statt. Die Publikumszahl ist auf 25 begrenzt. Wir bitten um Anmeldungen bis zum 4.9.2020 mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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