Ina Wudtke: Greif zur Feder

Ina Wudtke

Ausstellung

© Ina Wudtke

Ausstellung

1.05.-12.06.2021 // Mi-Sa 16:00-19:00

Lecture Performance von Ina Wudtke

20.05.2021 // 19:00 (online)
zoom-Link: https://zoom.us/j/94634365631

Statement & Diskussion

mit Annette Maechtel, Elske Rosenfeld, Moderation: Anna Schäffler
28.05.2021 // 20:00 (online)
zoom-Link: https://zoom.us/j/97667128518

Vortrag von Nora Sternfeld

10.06.2021 // 19:00 (online)
zoom-Link: https://zoom.us/j/92327134269

Mit freundlicher Unterstützung

Eine Ausstellung und Veranstaltungsreihe über Arbeiterschriftsteller*innen

Im Rahmen der Ausstellung, Publikation und Veranstaltungsreihe Greif zur Feder setzt sich die Künstlerin Ina Wudtke mit marxistischen Arbeiterschriftsteller*innen in der Weimarer Republik und der Fortführung dieser Tradition in der DDR auseinander.

Das Bild der Weimarer Republik, das gegenwärtig bevorzugt konstruiert wird, ist ein liberales Bild, das die individuelle Freiheit in der Lebensgestaltung betont. Das kollektivistische Gesicht der Arbeiter:innenbewegung und die von ihr inspirierten Künstler*innen wurden und werden zumeist immer noch ausgeblendet. Mit Greif zur Feder will Ina Wudtke den widerständigen Arbeiter:innen im allgemeinen und der Arbeiterschriftstellerin Margarete Steffin im speziellen ihren berechtigten Platz in der Geschichte einräumen.

Die neue Arbeit Vorschlag für eine zukünftige Ausgabe besteht aus einer Serie von neun Buchdummies der Werke, die Margarete Steffin gemeinsam mit Bertolt Brecht verfasst hat und auf denen die Namen beider Autor:innen gedruckt sind. In den bisherigen Ausgaben wird Margarete Steffin zumeist nur im Innenteil als Mitarbeiterin angeführt. Diese neun, überaus bekannten, Werke sind im adaptierten, grafischen Umschlagstil des Suhrkamp Verlag Designers Willi Fleckhaus gefertigt. Die breite Brechtrezeption in der ehemaligen Bundesrepublik vernachlässigte häufig die marxistischen Ideen und kollektiven Produktionsweisen, die Brechts Werken zugrunde liegen.

Das Video Lied des Schiffsjungen basiert auf dem gleichnamigen einzigen zu Steffins Lebzeiten veröffentlichten eigenen Text. Er erschien 1936 in der Exilzeitung Das Wort in Moskau. Das Lied stammt aus ihrem Kindertheaterstück Wenn er einen Engel hätte und folgt dem damaligen Aufruf der KPD an Arbeiterschriftstellerinnen revolutionäre Kinderliteratur zu verfassen. Ina Wudtkes Video zeigt den Berliner Pianisten Andrej Hermlin und seinen Sohn, den Sänger David Hermlin, die eine eigene Version der bislang unveröffentlichten Komposition von Hanns Eisler für Margarete Steffins Songtext performen.

Die Videoinstallation Greif zur Feder besteht aus einem Videointerview mit dem Schriftsteller Gerhard Wolf sowie einer Auswahl an Arbeiterschriftsteller:innenliteratur und wird im Rahmen der Ausstellung erstmalig gezeigt. Zwischen 1959 und 1962 betreute Gerhard Wolf gemeinsam mit seiner Frau, der 2011 verstorbenen Schriftstellerin Christa Wolf, im Waggonbau Ammendorf in Halle einen Zirkel schreibender Arbeiter. Gerhard und Christa Wolf gehörten zu der nachfolgenden Schriftsteller:innengeneration, die sich den Ideen des sozialistischen Realismus zu Anfang voller Enthusiasmus anschlossen und daraus später einen Stil entwickelten, der zu Konflikten mit dem DDR-Regime führte.


Ina Wudtke
(geb. 1968) ist Konzeptkünstlerin. Ihre recherchebasierte Arbeit hinterfragt hegemoniale politisch-gesellschaftliche Diskurse und stärkt Gegendiskurse zu Themenfeldern wie Arbeit, Gender und Wohnen. Von 1992 bis 2004 gab sie das queer-feministische Künstler*innenmagazin NEID heraus. 2011 brachte die Künstlerin, unter ihrem Pseudonym T-INA Darling, die Konzept LP The Fine Art of Living, über die Verdrängung von Einwohner*innen mit niedrigem Einkommen aus den Innenstädten, heraus. In 2018 erschien ihr Buch The Fine Art of Living (Berlin, Archive Books) über ihre künstlerischen Arbeiten zur Wohnungsfrage von 2008-2018. Ina Wudtke lebt und arbeitet seit 1998 in Berlin.

 

Bitte beachten: Ab dem 4. Juni müssen Besucher*innen keinen tagesaktuelles negatives Covid-19-Testergebnis mehr vorweisen. Es muss kein Zeitfenster mehr gebucht werden. Das Tragen einer FFP2-Maske ist weiterhin verpflichtend.


Veranstaltungen

20. Mai 2021 // 19:00
Kunst ist Waffe. Arbeiterschriftsteller*innen von den 1920er Jahren bis heute  
Lecture Performance, Ina Wudtke
(Online)

Mit der deutschen Novemberrevolution 1918 setzte auch eine Demokratisierung der Kunst in Deutschland ein. Arbeiter:innen wurden von marxistischen Zeitungen aufgefordert, Texte zu schreiben und einzusenden. Die großen Themen waren der § 218, die Wohn-Arbeitsverhältnisse und Antifaschismus. Ina Wudtke liest Originaltexte und zeigt Videos mit eigenen Agitproptexten.

zoom-Link: https://zoom.us/j/94634365631


28. Mai 2021 // 20:00
Das gegenhegemoniale Archivieren von konzeptuellen und kollektiven Praxen
Statement & Diskussion, Annette Maechtel, Elske Rosenfeld, Moderation: Anna Schäffler
(Online)

Das sogenannte Aufbau-Ost-Programm transformierte nicht nur die Wirtschaft und die Betriebe der DDR, sondern ebenso Kultur und Bildung. Wie können wir trotz Privatisierung und Copyrights kollektive Praktiken einer bestimmten Zeitspanne für nachfolgende Generationen zugänglich und erfahrbar machen? Elske Rosenfeld hat sowohl mit dem Körper als Archiv politischer Ereignisse gearbeitet als auch in realen Archiven künstlerisch agiert und kuratiert (wildes wiederholen. material von unten eine Ausstellung in dem Archiv der DDR-Opposition in der ehemaligen Stasi-Zentrale Berlin). Anna Schäffler forscht an der Schnittstelle von Kunstgeschichte, Restaurierung und Kuratieren zu Theorie und Praxis zeitgenössischer Erhaltung. Annette Maechtel beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit dem Verschwinden von Quellen und Archiven und plädiert für einen neuen Umgang, der den Fokus weg von der Archivierung von Kunstwerken hin zu einer Archivierung von künstlerischen Praktiken und Handlungsprozessen lenkt.

zoom-Link: https://zoom.us/j/97667128518


10. Juni 2021 // 19:00
Es lebe die Autor*innenschaft, die allen gehört
Vortrag, Nora Sternfeld
(Online)

Auch wenn in den Feuilletons der neoliberalen Welt nur zum Jubiläum von Karl Marx’ Geburtstag darüber geschrieben wird, ist das kommunistische Manifest streng genommen nicht von Karl Marx. Es ist auch nicht von Marx und Engels – es ist eben das Manifest der kommunistischen Partei. Aber eine solche kollektive Autor:innenschaft scheint sich, trotz der langen Tradition des Todes des Autors, noch schlechter verkaufen und erinnern zu lassen, als der Kommunismus selbst. Über eine kritische Auseinandersetzung mit der Kapitalisierung hinaus, geht es in dem Vortrag um den noch größeren Traum einer Autor:innenschaft, die nicht verschwiegen werden muss, um Commons zu sein.

zoom-Link: https://zoom.us/j/92327134269

 

Alle Veranstaltungen finden in deutscher Lautsprache statt.
Um Anmeldung wird gebeten: mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de

 

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