Juli Schmidt: Hast du jetzt etwa deinen Humor verloren

Einzelausstellung von Juli Schmidt; Veranstaltungen mit Veronika Cechová, Tereza Jindrová, Annika Turkowski, Danila Lipatov und Karen Zimmermann; in kuratorischer Zusammenarbeit mit Katharina Koch & Sylvia Sadzinski

Ausstellung

graphic desgin: Stefanie Rau, operative space

Eröffnung

14.6.2025 // 18:00

Ausstellung

15.6.-25.7.2025
Mi-Sa // 16:00-19:00

Artist Talk

mit Juli Schmidt und Annika Turkowski
9.7.2025 // 19:00

unfamiliar archives

Workshop mit Danila Lipatov & Karen Zimmermann
12.7.2025 // 13:00-16:00
Anmeldung via mail@galeriefutura.de

Beyond Nuclear Family

Buchpräsentation mit Veronika Cechová & Tereza Jindrová (in Englisch)
16.7.2025 // 19:00

Finissage

25.7.2025 // 19:00

Bilder

Bilder Eröffnung / Images Opening

 

Fotos: Katharina Koch

 

Fotos Ausstellung / Exhibition views

 

Fotos: choreo

In ihrer Einzelausstellung Hast du jetzt etwa deinen Humor verloren beschäftigt sich Juli Schmidt mit familiären Beziehungen und den Spuren, die sie auf unseren Körpern hinterlassen. Im Mittelpunkt steht eine Serie großformatiger Fotografien, die auf den ersten Blick humorvoll wirken, auf den zweiten jedoch komplexe Dynamiken sichtbar machen.

 

Zu sehen sind Szenen, die an den Alltag in westlich geprägten Kleinfamilien erinnern. Doch die Protagonist*innen in diesen Situationen sind keine Menschen, sondern Hühnereier. Sie sitzen auf  Küchenstühlen und Sofas oder befinden sich in anderen häuslichen Settings. Ihre Schalen sind deformiert, verbeult oder weisen kleine Risse auf – Spuren, die auf Belastung, Vererbung oder äußere Einflüsse hinweisen. So eröffnen sie neue Perspektiven auf Körper, Materialität und Berührungen – sie zeigen, wie soziale Bedingungen den Körper formen. Sorgfältig komponiert, durchzogen von Licht und Schatten, mit klaren Linien und reduzierten Requisiten, erinnern die Bilder in ihrer Ästhetik an Malerei, zugleich auch an ein absurdes Theater. Zwischen alltäglicher Geste und stiller Irritation erzählen sie von Zugehörigkeit und Ausschluss, von Rollenbildern, Anpassung und feinen Formen des Widerstands. In den Fotografien spiegelt sich eine leise Kritik an familiären Idealen. Schmidt richtet ihren Blick auf transgenerationale Dynamiken, die mitunter dysfunktionale Beziehungsmuster sichtbar machen und auf das Verdrängte und Ungesagte verweisen. Gesellschaftlich stilisierte Vorstellungen der intakten Kleinfamilie werden somit in Frage gestellt.

 

Die Serie wird präsentiert in einer raumgreifenden Installation aus Holz, die in Zusammenarbeit mit Felix op den Winkel entstand. Sie erinnert an den Grundriss einer Wohnung, wirkt offen und gleichzeitig verschlossen, schafft Durchblicke und Distanzen. Der Raum kann nicht betreten werden, er bleibt nur von außen erfahrbar. So wird auch räumlich deutlich, was familiäre Strukturen mit sich bringen: Nähe und Enge, Intimität und Unzugänglichkeit.

 

Hast du jetzt etwa deinen Humor verloren lädt ein, Familie nicht als festes Gefüge zu begreifen, sondern als soziale Praxis, in der Macht, Fürsorge und Reibung eng miteinander verwoben sind. Mit feinem Humor und einem scharfen Blick für Details lenkt Juli Schmidt unsere Aufmerksamkeit auf das, was sonst oft ungesagt bleibt.

 

Idee: Juli Schmidt
Fotografien: Juli Schmidt
Installation: Juli Schmidt, Felix op den Winkel

 

Juli Schmidt (*1986 in Stralsund) ist Bildende Künstlerin und lebt in Berlin. In Objekten, Fotografien und Videos beschäftigt sie sich mit Körpern, ihren fließenden Grenzen und fluiden Materialitäten. Sie versteht Fotografie als Darstellungsmedium und soziale Praxis, um (Un-)Sichtbarkeiten zu destabilisieren und strukturelle Machthierarchien sichtbar zu machen. Sie studierte Fotografie an der HGB Leipzig mit einem Gastsemester in der Klasse für Skulptur bei Prof. Monica Bonvicini an der UdK Berlin und schloss ihr Studium 2022 in der Klasse von Prof. Heidi Specker ab. Seit Beendigung des Studiums arbeitet sie kontinuierlich an individuellen künstlerischen Projekten, aber auch kollaborativ. Sie hat an verschiedenen Gruppenausstellungen im deutschsprachigen In- und Ausland teilgenommen (u.a. im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Berlin, Kunsthalle Exnergasse in Wien, Galerie MMB Goethe-Institut in Mumbai), konzipiert und leitet künstlerische Workshops und ist Performerin und Sängerin.
www.julischmidt.de

 

 

PROGRAMM

 

Artist Talk

mit Juli Schmidt und Annika Turkowski
9.7.2025 // 19:00

 

Annika Turkowski ist Kunsthistorikerin, Kuratorin, Autorin und Dozentin mit Schwerpunkt auf Fotografie, zeitgenössischer Kunst, Architektur und dem bewegten Bild. Ihre kuratorische und forschende Arbeit befasst sich mit der Schnittstelle von Kunst und Technologie, den Politiken der Repräsentation und nicht-hegemonialen visuellen Narrativen – insbesondere im Bereich der bildgebenden Medien. Sie ist Projektleiterin
von Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika (Berlin/Ouagadougou) und Mitgründerin von CUCO – curatorial concepts berlin. Mit über zehn Jahren Erfahrung entwickelt sie spartenübergreifende und internationale Programme, die Ausstellungen, Film, Performance und Publikationen verbinden.
www.annikaturkowski.com

 


unfamiliar archives

Workshop mit Danila Lipatov & Karen Zimmermann
12.7.2025 // 13:00-16:00

 

Keine Vorkenntnisse notwendig, begrenzte Teilnehmendenanzahl (max. 10). Anmeldung via mail@galeriefutura.de

 

Im Workshop möchten wir uns mit Familienarchiven beschäftigen und mithilfe kollektiver Erzählpraktiken und körperlicher Improvisationen spekulative Erinnerungsräume schaffen.

 

Danila Lipatov (aufgewachsen in Moskau) und Karen Zimmermann (aufgewachsen in Remscheid) studierten gemeinsam an der Kunsthochschule für Medien Köln und schlossen ihr Studium 2020 und 2023 ab. Seit 2017 arbeiten sie gemeinsam an der Schnittstelle von Performance, bildender und vermittelnder Kunst, und experimentellem Dokumentarfilm. Mit autofiktionalen Methoden, performativen Rekonstruktionen von Archiv- und Interviewfragmenten hinterfragen sie etablierte Narrationen und schaffen kollaborative Räume, die persönliche Geschichten, Fakten und Fiktionen miteinander verweben, um queere Archivlandschaften zu skizzieren.

 

 

Beyond Nuclear Family

Buchpräsentation mit Veronika Cechová & Tereza Jindrová
16.7.2025 // 19:00 (in Englisch)

 

Die Publikation Beyond Nuclear Family schließt das gleichnamige Projekt ab, mit dem das Kurator*innenteam der Jindřich Chalupecký Society sich dem Themenfeld verschiedener Familienformen gewidmet hat. Das Projekt umfasste eine Reihe von Ausstellungen und Veranstaltungen, die zwischen 2020-23 realisiert wurden.

Das Buch beinhaltet kuratorische Essays sowie Texte von Gastautor*innen und dokumentiert die verschiedenen Implementierungen des Projekts, einschließlich einer Gruppenausstellung in der alpha nova & galerie futura.

Die Kuratorinnen Veronika Čechová und Tereza Jindrová präsentieren das Buch in Form einer fragmentierten Lesung und stellen vier ausgewählte Kunstwerke vor, die die verschiedenen Ebenen des Projekts verdeutlichen.

 

Die Jindřich Chalupecky Society ist eine Plattform für zeitgenössische Kunst mit Sitz in Prag, deren Aufgabe es ist, (lokale) Künstler*innen zu unterstützen und die Rolle der Kunst in der Gesellschaft zu fördern.
www.sjch.cz/en

 

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