Marisa Maza: Ni Para Ya – Ni Para Ca (Weder HIER noch DORT)

Marisa Maza

Ausstellung

Ausschnitt "Ni Para Ya-Ni Para Ca_Druck", Serigrafie auf Druckpapier, 70 cm x 50 cm © marisa maza 2019.

Ausstellung

26.10.-7.12.2019 //
Mi-Sa // 16:00-19:00

Eröffnung

25.10.2019 // 19:00

Künstleringespräch

Marisa Maza und Prof. Dr. María do Mar Castro Varela (ASH Berlin)
9.11.2019 // 16:00

Bilder

Bilder Eröffnung

 

Fotos: alpha nova & galerie futura

 

 

Bilder Ausstellung

 

Fotos: Marisa Maza

Zweiteilige Videoinstallation, Serigrafien, Präsentation Recherche

In Ni Para Ya – Ni Para Ca (Weder HIER noch DORT – fluide Identitäten) beschäftigt sich Marisa Maza multimedial mit der Verknüpfung von Gender, kolonialer Vergangenheit und postkolonialer Gegenwart in Kolumbien.
Das Zentrum des Ausstellungsprojektes bildet eine Rauminstallation, die gängige Perspektiven hinterfragen und visuell und affektiv erweitern will und die aus zwei Videoarbeiten besteht. „Michel“ portraitiert die afrokolumbianische Transgender-Aktivistin Michel Candelaria. Diese musste wegen ihrer Geschlechtsidentität ihre Wohn- und Familienstrukturen verlassen. Sie schildert ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Gefühle zwischen Gewalt und gesellschaftlicher Ausgrenzung, individueller Akzeptanz und subkultureller Selbstermächtigung und plädiert für eine Existenz fernab aller Gender-, Klassen- und ethnischen Stereotype. Anhand von Candelaria beleuchtet Maza, wie die LGBTIQ-Szene in Bogotá ihre Position im öffentlichen Raum Bogotás erfährt und in der kolumbianischen Gesellschaft behauptet. In „Amazonas“ wird das Publikum Teil einer Kamerafahrt durch das Amazonasgebiet zwischen Kolumbien, Peru und Brasilien. Auf der Suche nach Gold führten die Expeditionen der spanischen Kolonisierenden durch das „El Dorado“ häufig ins Nichts. Auch die Kamera scheint kein Ziel, aber auch keinen Ausweg zu kennen. Ihre kopfüber erzeugten Bilder erzwingen einen Perspektivwechsel, gleichzeitig scheint sich eine Traumwelt zu eröffnen, die zu einer alptraumhaften Landschaft und Situation ohne Möglichkeit des Entkommens wird. Die Kamera führt vom Fluss zu überflutetem Land über ein Gebiet, in dem die indigene und afrokolumbianische Bevölkerung jahrelang in einer Ausnahmesituation zwischen Guerilla und Paramilitärs lebte und heute von Umweltkatastrophen bedroht wird.
Die Videos werden parallel projiziert und so inhaltlich miteinander in Verbindung gesetzt. Es wird ein Raum erzeugt, in dem die konfliktreiche jüngere koloniale und jüngste kriegerische Vergangenheit sowie die gegenwärtig unsichere soziale, politische und aktuell katastrophale ökologische Situation, von der insbesondere die indigene und afrokolombianische Bevölkerung betroffen ist, erlebbar wird. Eine quer durch den Raum gespannte Slackline fordert die Besucher*innen auf, das Gefühl der Unsicherheit des „weder hier noch dort“ am eigenen Körper zu erfahren.
Ergänzt durch Serigrafien, in denen Maza Szenen aus „Michel“ aufnimmt und collagenhaft zusammenfügt, wird die Wahrnehmung der Betrachtenden abermals herausgefordert und das individuelle Schicksal der Aktivistin Michel Candelaria als plural situiert.

Ausgangspunkt des Ausstellungsprojektes bildet Marisa Mazas einjährige und vom Goethe-Institut geförderte Recherche in Kolumbien zur Biographie der Nonne Catalina de Erauso. Als Mann verkleidet reiste diese im 16. Jahrhundert in die spanischen Kolonien Lateinamerikas, um als Soldat für die Kirche und die Kolonialregierung zu kämpfen. Maza kontrastiert die Biographie de Erausos mit der aktuellen Situation von Aktivist*innen der afrokolumbianischen LGBTIQ-Szene und der indigenen Bevölkerung des Amazonas.
Ni Para Ya – Ni Para Ca (Weder HIER noch DORT – fluide Identitäten) beleuchtet, wie diese ihre schwierige, da marginalisierte Position erfahren und behaupten. Ein weiterer Teil der Ausstellung zeigt Materialien und Bilder, die Einblicke in die Recherche Mazas geben. Das Gesamtprojekt zeichnet somit die Kontinuitäten männlich und weiß dominierter Strukturen der Kolonialzeit bis hin zur gegenwärtigen Gesellschaft Kolumbiens nach. Es verhandelt verschiedene Aspekte rund um Geschlechtsidentitäten und -inszenierungen und geht der Frage nach, wie diese mit den Strukturen der Kolonialzeit verbunden waren und weiterhin sind.

Marisa Maza (geb. in Madrid, Spanien) lebt und arbeitet seit 1989 in Berlin. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit stehen Geschlechter- und Identitätspolitiken sowie die multiplen Formen ihrer medialen, kulturellen und gesellschaftlichen Repräsentation.
http://www.marisa-maza.com/

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