Plural Wombs

Marija Cetinić, Tina Omayemi Reden, Dorine van Meel

Workshop

© Stefanie Rau, operative.space

Workshop-Serie

mit Marija Cetinić // 13.9.22 // 20:00-22:00 / online

mit Tina Omayemi Reden // 20.9.22 // 20:00-22:00 / online

mit Dorine van Meel // 24.9.22 // 14:00-17:00 / alpha nova & galerie futura
Performance mit allen Teilnehmende (20:00) im Rahmen der Ausstellungseröffnung

in englischer Lautsprache

Anmeldung zu allen Workshops bis 5.9.22: mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de

Workshop-Reihe im Rahmen des Ausstellungsprojekts Phoenix’s Last Song von Dorine van Meel

Im Rahmen der Ausstellung Phoenix’s Last Song führt Dorine van Meel das Kollaborationsprojekt Plural Wombs fort, das eine Reihe von Kulturschaffenden zusammenbringt, die sich in Workshops und Performances mit den Themen soziale Reproduktion, reproduktive Gerechtigkeit und der politischen Dimension von Elternschaft beschäftigen. Zu diesem Anlass hat sie die Dozentin und Schriftstellerin Marija Cetinić und die Künstlerin und Performerin Tina Omayemi Reden eingeladen, jeweils einen Schreibworkshop zu leiten, in dem gemeinsam über einige der folgenden Fragen nachgedacht werden soll:

Welches radikale Potential können wir anstreben, wenn wir unsere „M/Othering“-Praktiken als eine mögliche Handlung, statt als eine geschlechtliche Identität leben? Wie könnte sich unsere Art der Beziehung verändern, wenn „M/Othering“ – als queere, radikale und kollektive Praxis und als gemeinschaftliche Verantwortung für das Sorgetragen – zwingend notwendig wird, um transformatorischen Wandel zu schaffen?

Wie können Fürsorge, Care und „Mothering” das Kind als Eigentum unvorstellbar machen, die Mutter als geschlechtsspezifische Arbeitskraft entnaturalisieren und einer Ökonomie der Anerkennung entgegenwirken? Welche Strukturen der Ansprache lösen sich von der zwanghaften Konstruktion eines nicht-pluralen Selbst?

Workshop mit Marija Cetinić // 13.9.22 // 20:00-22:00 / online
Workshop mit Tina Omayemi Reden // 20.9.22 // 20.00-22.00 Uhr / online
Workshop mit Dorine van Meel // 24.9.22 // 14:00-17:00 / alpha nova & galerie futura
+ Performance mit allen Teilnehmern (20:00) im Rahmen der Ausstellungseröffnung

Anmeldung zu allen Workshops mit einem kurzen Motivationsschreiben bis 5.9.22: mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de
Wir informieren alle am 6. September über die Auswahl der Teilnehmer*innen.

Dienstag, 13. September 2022 Workshop von Marija Cetinić, online / 20:00-22:00
THE ECONOMY DID THIS TO YOU
(Lisa Robertson, Cinema of the Present)

Die erste Zeile von Lisa Robertsons Cinema of the Present (2014) ist eine Frage: „Was ist die Bedingung für ein Problem, wenn du das Problem bist?“ „Problem“ wird verdoppelt – Problem Problem -, weil das Pronomen Du befragt wird, was die Struktur der Anrede selbst destabilisiert. Was ist eine Frage ohne You/Dich, was ist eine Praxis ohne You/Dich? Wie Mark Fisher pessimistisch feststellt: „Ein Subjekt zu sein bedeutet, unfähig zu sein, sich selbst als etwas anderes als frei zu betrachten – selbst wenn man weiß, dass man es nicht ist.“ Du bist das Problem, weil Du nicht aufhören kannst, über dich selbst nachzudenken, und so Dein Du-Sein verstärkst. „Die Wirtschaft hat dir das angetan“, schreibt Cinema.

Gegen die Logik der Selbsterhaltung der Identität beschreibt Claire Fontaine die doppelte Bindung der weiblichen Subjektivität: Ihre absolute Gebundenheit an die Bedingungen, die sie bestimmen, ist zugleich eine Gebundenheit, deren Nähe zum eigenen Nichts sie besonders empfänglich macht für das Potenzial der Entsubjektivierung. Mit anderen Worten: In ihrer totalen Entwertung hat sie gelernt, „gegen die Ökonomie der Anerkennung und der Entlohnung zu praktizieren“.

Wie können Pflege und Mutterschaft das Kind als Eigentum entimaginieren, die Mutter als geschlechtliche Arbeitskraft entnaturalisieren und gegen eine Ökonomie der Anerkennung vorgehen? Welche Strukturen der Ansprache lösen sich von der zwanghaften Konstruktion eines nicht-pluralen Selbst?

Durch verschiedene Schreib- und Leseübungen werden wir uns mit der Struktur der Anrede als einem ökonomischen Problem auseinandersetzen, das dir vorausgeht, dich benennt und dich individualisiert, und stattdessen eine Form der Pluralität suchen, die sich von einer Grammatik des Singulars löst.

Dienstag, 20. September 2022 Workshop von Tina Omayemi Reden, online / 20:00-22:00
während ich dich zum Träumen anrege, um gesehen und gehört zu werden
(Auszug aus dem Gedicht „Mein erstes Gedicht als radikale Mutter“ von Alba Onofrio)

Im Workshop while lifting you up to dream, to be seen and heard werden wir versuchen, den Raum zu öffnen, um über unsere Praktiken der Mutterschaft und ihr radikales Potenzial nachzudenken, wenn wir sie als mögliche Handlung und nicht nur als geschlechtsspezifische Identität betrachten. Wie könnte sich unsere Art der Beziehung verändern, wenn das Bemuttern als eine Praxis, jemanden zum Träumen zu erheben – als eine queere, radikale und kollektive Praxis und eine gemeinschaftliche Verantwortung für Care – zwingend notwendig wird, um einen transformatorischen Wandel zu schaffen.

Gemeinsam werden wir uns mit den Möglichkeiten befassen, nährende Räume und bejahende Praktiken der generationenübergreifenden Pflegearbeit und Care-Praxen jenseits einer weißen, hetero-patriarchalen und kapitalistischen Vorstellung zu fördern, und was es bedeutet, Mutter zu sein. Durch verschiedene Schreib- und Leseübungen werden wir versuchen, über unsere eigene Mutterschaftspraxis nachzudenken und uns zu fragen, wie, wo und wann wir wen zum Träumen anregen.

Samstag, 24. September 2022 Workshop von Dorine van Meel, in alpha nova & galerie futura / 14:00-17:00

In diesem abschließenden Workshop tauschen wir uns über die Texte aus, die wir als Reaktion auf die Workshops geschrieben haben, und bereiten uns auf die Präsentation der Texte vor einem Publikum vor. Die Texte können von Gedichten bis zu geschriebenen Dialogen, von kurzen Essays bis zu Anekdoten reichen.

Samstag, 24. September 2022 Performance-Event mit allen Teilnehmern im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung

Biografien

Dorine van Meel (1984, NL) ist eine zwischen Brüssel und Amsterdam lebende Künstlerin, deren Praxis sich in Videoinstallationen, Performances und kollaborativen Projekten manifestiert. Ihr Interesse an diskursiven Praktiken, feministischen Methoden und selbstorganisierten Formen der Zusammenarbeit spiegelt sich in den kollektiven Projekten wider, die sie initiiert. Dazu gehören „A Farewell to progress“ in den KW in Berlin und der South London Gallery, „The Southern Summer School“ im BAK in Utrecht zusammen mit Nelmarie du Preez und zusammen mit Rianna Jade Parker „Gentle Dust“ im Jupiter Woods in London und Showroom MAMA in Rotterdam. Van Meels Einzelarbeiten wurden in der South London Gallery (London), bei der 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst (Berlin), W139 (Amsterdam), Transmediale (Berlin), Nottingham Contemporary (Nottingham) und KW Institute for Contemporary Art (Berlin) gezeigt. Im Jahr 2014 erhielt die die Nina Stewart Artist Residency in der South London Gallery. Sie hat einen MFA in Bildender Kunst vom Goldsmiths College (London). Sie unterrichtet am Sandberg Instituut, an der Rietveld Academie in Amsterdam und am BARD College in Berlin.

Tina Omayemi Reden (Schweiz, 1991) ist eine transdisziplinäre Künstlerin, Aktivistin, Lehrende, Kultur- und Community Workerin. In ihrer künstlerischen Praxis setzt sie Klanginstallation, Storytelling und Performance ein, um das Potenzial für gemeinschaftlichen Austausch und Transformation zu erforschen. Sie mischt, remixt und zitiert Körper, Klänge und Stimmen in mehrstimmigen Assemblagen und fiktiven oder tatsächlichen Kollaborationen. Die Künstlerin versucht, westliche kulturelle Codes und akzeptierte Weisheiten zu hinterfragen, indem sie denjenigen Tribut zollt, die queeres und schwarz-feministisches Denken und Praktiken geprägt und inspiriert haben. Die Künstlerin ist aktives Mitglied des Netzwerks Bla*Sh (Black*She) und des Kollektivs FUBU (For Us By Us) in Zürich, wo sie Veranstaltungen, Treffen, Podiumsdiskussionen oder Partys mitorganisiert und kuratiert.

Marija Cetinić ist Assistenzprofessorin für Literatur- und Kulturanalyse an der Universität Amsterdam und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Amsterdam School for Cultural Analysis. Sie ist Koordinatorin des MA-Studiengangs Vergleichende Literaturwissenschaft und Gründungsmitglied der Forschungsgruppe „Sex Negativity“. Signs of Autumn: The Aesthetics of Saturation, ihr aktuelles Projekt, konzentriert sich auf das Konzept der Sättigung und auf die Entwicklung seiner Auswirkungen auf die Beziehung zwischen zeitgenössischer Kunst und Ästhetik und politischer Ökonomie. Sie promovierte in Vergleichender Literaturwissenschaft an der USC, Los Angeles. Ihre Texte sind in Mediations, Discourse und dem European Journal of English Studies erschienen. Ein gemeinsam verfasstes Kapitel über Ölfässer im Werk von Christo und Jeanne-Claude erscheint in Saturation: An Elemental Politics (Duke UP, 2021). Mit Stefa Govaart arbeitet sie an einem laufenden Briefprojekt What urge will save us now that sex won’t sowie an einem Buchprojekt mit transkribierten Dialogen zu fünf Konzepten: Satz / Essenz / Frau / Negation / Sex. Sie betreut Abschlussarbeiten und ist Dozentin für Schreiben im MA-Studiengang Critical Studies am Sandberg Instituut.

 

 

 

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