Gisela Weimann: Über Allem Die Sterne – Sobre Todo Las Estrellas

Gisela Weimann

Ausstellung

Gisela Weimann, auf und davon, 2018.

Ausstellung

5.5.-16.6.2018 //
Mi-Sa 16:00-19:00

Eröffnung

4.5.2018 // 19:00
Einführung: Brita Prinz

Finissage & Artist Talk

16.6.2018 // 16:00
Moderation: Anett Vietzke

Bilder

Bilder Eröffnung
Bilder Ausstellung
© alpha nova & galerie futura

In Kooperation mit:

 

 

 

 

Mit freundlicher Unterstützung von:

 

 

30 Jahre Städtepartnerschaft Berlin – Madrid // 30 años de hermanamiento Madrid – Berlín

Über Allem Die Sterne – Sobre Todo Las Estrellas ist der Titel der parallelen Einzelausstellungen der Künstlerin Gisela Weimann in Berlin und Madrid, die im Rahmen der 30jährigen Partnerschaft beider Städte 2018 stattfinden. Der Titel suggeriert reale Verbindungen – ein die künstlerische Praxis der kosmopolitischen, netzwerkenden Künstlerin seit Jahrzehnten bestimmender Ansatz – zugleich verweist er auf das Kosmische, die Kraft des Überirdischen, das Verlassen des Alltags – ebenfalls wiederkehrende Themen in Weimanns Arbeiten.

Internationale Künstler*innen-Netzwerke schaffen und weiterentwickeln, transkulturelle und intergenerative Dialoge initiieren, Verknüpfungen und Querverbindungen zwischen Menschen, Kontexten und Werken herstellen sind zentrale Arbeitspraxen Weimanns, die sich wie ein roter Faden durch ihr über 50jähriges künstlerisches Schaffen ziehen.

So reichen die Bezüge der Berliner Künstlerin zu Madrid beispielsweise bis in die 1990er Jahre zurück, als sie DAAD-Gastdozentin an der dortigen Universität war, mit Brita Prinz für eine Fotoausstellung zusammenarbeite und vor allem den langjährigen Austausch mit dem rumänischen Künstler Andor Kömives begann. Hieraus entstand das kooperative Projekt „Fragmente des Anderen“, bei dem sich die Künstler*innen gegenseitig Skizzen und Reste vom Arbeitstisch zur freien Gestaltung von eigenen Collagen überlassen. Die über die Jahre entstandenen Collagen spiegeln Einflüsse, Entwicklung und Themen ihrer jeweiligen künstlerischen Arbeit wider. Mittlerweile sind seit dem Beginn in Madrid 432 Collagen entstanden. Eine Auswahl von Originalen und eine erweiterte Videoanimation mit allen Collagen ist in beiden Ausstellungen zu sehen.

Das dialogische Prinzip zeigt sich auch in der wiederkehrenden Verbindung verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen wie Bildern, Poesie, Text, Musik und Tanz in Weimanns Werken, wofür sich die Künstlerin der Zeichnung, Collage, Fotografie, des Videos bis hin zu raumgreifenden Installationen bedient. Viele ihrer Werkgruppen sind als Serie angelegt und stellen sich so dem Eigensinn der Zeit entgegen. Die Zusammenführung verschiedener Werkserien lässt ihre Beziehungen zueinander stärken. Sie gewähren punktuelle Einblicke in Schaffensprozesse, verweisen dabei jedoch auf ihre Unabgeschlossenheit, ihre Zukünftigkeit.

Die Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und Zeit, insbesondere der eigenen Lebenszeit, ist für Weimann wesentlich, begleitet ihr künstlerisches Schaffen seit Jahrzehnten und materialisiert sich in poetischen Tagebuchaufzeichnungen. In beiden Ausstellungen werden Auszüge aus ihren Texten der letzten Jahre zum verbindenden Element der gezeigten Werke und unabgeschlossenen Werkgruppen, die der Vergänglichkeit und ihrer zeitlichen Einordnung widerstehen.

„Garten der Erinnerung“ ist das zentrale installative Werk in der alpha nova & galerie futura. Mehr als hundert kleine Autospiegel recken sich organisch in alle Richtungen, fangen Fragmente des Raums sowie der gezeigten Wandarbeiten ein, zeigen Ausschnitte, lassen neue Perspektiven und Blickachsen entstehen und verknüpfen die Werkgruppen miteinander. Gleichzeitig werfen sie den Blick zurück, erfordern ein Innehalten und Bewusstwerden, ein Schärfen der Wahrnehmung in ihrer Mehrdimensionalität und verweisen auf vielzählige Realitäten.

Der Spiegel als Thema taucht in unterschiedlichen Facetten in Weimanns Werken auf. Es steht sowohl für innere als auch äußere Reflexion: den eigenen Lebensweg, Tod und Vergänglichkeit, persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, oft verschränkt mit der intensiven Auseinandersetzung mit dem aufrüttelnden Weltgeschehen, den gesellschaftlichen Verwerfungen und Umbrüchen. Für diese schafft die Künstlerin als beobachtende und sich einmischende Zeitzeugin ästhetische und poetische Kommentare, die ihrer eigentlichen schweren Thematik trotzen und dieser stets mit einer Priese Humor und Ironie begegnen.

So in dem in beiden Ausstellungen präsentierten neubearbeiteten Plakat „Triunfadora“ aus einer in den 1980er Jahren entstandenen Serie mit Collagen von Ringerinnen, in die sich die Künstlerin mit ihrem eigenen Abbild einschreibt. Sie spielt mit typisch männlichen Körperrepräsentationen und durchkreuzt diese durch die Inszenierung ihrer Person als Kopf des fragmentierten Körpers, Geschlechterattribute geraten ins Wanken und neue Identitäten werden geschaffen: Die Künstlerin wird zur Verfechterin von innerer wie äußerer Freiheit und weiblicher Selbstbehauptung. LUCHA LIBRE heißt es kämpferisch auf dem Plakat, welches laut Weimann selber Zeugnis der Kämpfe und Siege der Künstlerin in vielen Ländern der Welt ablegt. Gleichzeitig blitzt hier das Fantastische auf, gar die Superheldin mit überirdischen Kräften?

Die Suche und Beschäftigung mit dem Überirdischen materialisiert sich insbesondere in Weimanns Kosmosbildern „Über Allem die Sterne“. Ebenfalls als Serie (seit 2005) angelegt, lässt uns die Künstlerin hier gänzlich eintauchen und versinken in detaillierte Universen. Die gezeigte Auswahl der kleinformatigen, mehrschichtigen bunt-explosiven Papierarbeiten pendeln zwischen Collage und Malerischem. Es sind dann auch die ausgeschnittenen Sterne, die den Blick auf das dahinterliegende Universum lenken. Gleichzeitig werden die Schnittreste zum Material für neue kosmische Welten auf Papier. Weimann schafft ihr eigenes Universum – bestehend aus Sterbenden Sternen, Fremden Planeten, Fernen Welten, Kosmischer Nacht, Welt hinter Welten, Super Novae und Milchstraßen – welches rationale Perspektiven unterwandert, Wahrnehmung verschiebbar und mehrdimensional werden lässt und den Horizont für das Fantastische erweitert. Die Künstlerin hat sich aus ihrem Alltag, ihrem irdischen Umfeld gelöst und ihre räumlichen Grenzen ins Unendliche ausgedehnt.

Als überirdisch Reisende inszeniert sie sich schlussendlich als Hermes, als Botin mit gefederten Schuhen und mit Federn gefülltem Koffer, die aus der Distanz zum Realen, die Wirklichkeit neu zu beurteilen weiß und zugleich eine Brücke dorthin schlägt. Eine Fotoarbeit sowie die Objekte Federschuhe und Koffer sind zunächst Teil der Berliner Ausstellung. Mit Eröffnung der Madrider Ausstellung wandert der Koffer dorthin und wird zum verbindenden Symbol beider Kunsträume.

Die parallelen Ausstellungen von Gisela Weimann in Berlin und Madrid markieren nicht nur eine Wiederaufnahme ihrer Zusammenarbeit mit brita prinz arte und die Weiterführung ihrer langjährigen Kooperation mit alpha nova & galerie futura, sondern auch den Start der Vernetzung von beiden Kunsträumen, den Galeristinnen und Künstlerinnen. Diese neue Verbindung ist ein Mosaik in Weimanns weitläufigem internationalen Netzwerk, welches sich hiermit wieder ein Stück erweitert, Menschen, Orte und Kontexte zusammenbringt und Raum für neue Allianzen und Zukünftiges eröffnet.
Analog dazu lassen sich alle gezeigten Arbeiten der aktuellen Ausstellungen als Zeitfragmente lesen, die in Form von Collagen, Überlagerungen, Neubearbeitungen, Ausschnitten den Blick stets für Unvorhergesehenes, Wandelbares in Bewegung hält.

In diesem Sinne möge Gisela Weimanns künstlerische Zeitzeugenschaft noch weit über die bedeutsame Zäsur ihres 75. Geburtstages in diesem Jahr hinauswachsen!

www.giselaweimann.de

Event auf facebook

Ausstellung in Madrid bei brita prinz arte: 25.5. – 21.6.2018

Eröffnung: 24.5.2018 // 18:00
Einführung: Dr. Katharina Koch

 

 

// nach oben