Ximena Ferrer Pizarro: All the times I wanted to be white

Ximena Ferrer Pizarro; Veranstaltung mit Daniela Bystron; in kuratorischer Zusammenarbeit mit Katharina Koch & Sylvia Sadzinski

Artist Talk, Ausstellung

Grafik: Stefanie Rau, operative.space

Eröffnung

4.4.2025 // 19:00

Ausstellung

5.4.-24.5.2025
Mi-Sa // 16:00-19:00

Artist Talk

mit Ximena Ferrer Pizarro und Daniela Bystron
22.5.2025 // 19:00

Bilder

Bilder Eröffnung /
Images Opening

 

Fotos: Katharina Koch

 

 

Bilder Ausstellung /
Exhibition views

 

Fotos: Dorothea Dittrich

 

Der Wunsch nach Weißsein – sei es durch Haarfärbungen, Make-up oder andere Formen der Anpassung – macht die tief verankerten kolonialen Prägungen, die sich in alltäglichen Wünschen, Idealen und Verhaltensweisen manifestieren, deutlich. In ihrer Einzelausstellung All the times I wanted to be white verhandelt Ximena Ferrer Pizarro das Zusammenwirken von (post)kolonialen und patriarchalen Machtstrukturen und deren Auswirkungen auf individuelles wie kollektives Erleben und Handeln im alltäglichen Zusammenleben.

 

Die mehrteilige Werkserie bestehend aus Malereien und Zeichnungen dokumentiert Alltagsszenen und -geschichten, die die Künstlerin selber erlebt hat oder die Freund*innen und Verwandte aus BIPoC Communitys mit ihr geteilt haben. Es sind Momente, die von Rassismus, Machismo oder kolonialen Traumata berichten und den internalisierten Kolonialismus, der tief in Gesellschaften des Globalen Südens wie auch des Globalen Nordens verwurzelt ist, sichtbar machen. Denn die Vorstellung westlich-weißer Hegemonie bestimmt, wenn auch oft unbewusst, Denkmuster und Identitätsprozesse weltweit.

 

Dieser setzt Ximena Ferrer Pizarro mit und in ihren Werken emanzipatorische und widerständige Positionen entgegen:
in großformatigen malerischen Arbeiten inszeniert die Künstlerin ihre Protagonist*innen, fast ausschließlich Menschen of Color, überlebensgroß. Inspiriert von den narrativen Strukturen lateinamerikanischer Telenovelas verbindet sie dramatische Momente mit absurden oder humorvollen Elementen. Die zentralen Körperteile der figurativen, jedoch nicht realistischen Malerei bilden die Augen der Figuren, die den Blick der Betrachter*innen herausfordernd erwidern. Energetisch, farbenreich und voller Witz entwickelt Ferrer Pizarro Szenen, die von transgenerationalen Wunden, konservativen Familienstrukturen, Rollenzuschreibungen, rassifizierenden Klischees, ökonomischer Ungleichheit, Klassismus und postkolonialen Verwerfungen zeugen, aber auch vom Widerstand, sich weißen Schönheitsidealen zu unterwerfen, um stattdessen eigenen Identifikationsmodelle zu schaffen.

 

In ihrer malerischen Praxis vereint sie Abstraktion mit präkolumbischen Stilen, durchkreuzt menschliche Proportionen und entwickelt eigenwillige und von hegemonialen Kunsttraditionen emanzipierte Körperbilder. Diese zeugen von der Lust und Notwendigkeit rassifizierten Körpern eine empowernde Sichtbarkeit zu geben. Zugleich verweisen ihre Bilder auf die Leerstellen männlich dominierter, westlicher Kunstgeschichte, in der Schwarze und People of Color, insbesondere Frauen, bislang selten als Protagonist*innen auftreten: weder als Künstler*innen noch als Subjekte künstlerischer Werke.

 

In einer Zeit, in der rassistische und koloniale Machtverhältnisse aktuell noch spürbarer zu sein scheinen, bietet Ferrer Pizarros Ausstellung eine dringende und notwendige Reflexion über Identität, Zugehörigkeit und „mikropolitischen“ Widerstand. Ihre Malerei ist nicht nur ein Ausdruck individueller Erfahrung, sondern auch eine politische Geste, die die Notwendigkeit einer dekolonialen und feministischen Kunstproduktion unterstreicht.

 

Ximena Ferrer Pizarro (*1994, Lima) malt energiegeladene Szenen, in denen ihre Figuren den Betrachtenden herausfordernd begegnen. Ihre Malerei – figurativ, aber nicht realistisch – hinterfragt Ungleichheiten, Interkulturalität und subjektives Wohlbefinden mit einer scharfzüngigen, verletzlichen Sensibilität. Sie studierte Malerei an der weißensee kunsthochschule berlin und der UNAM, Mexiko-Stadt. 2024 erhielt sie das Elsa-Neumann-Stipendium für „All the times I wanted to be white“ sowie den Kunstförderpreis der Rainer Wild Stiftung. Sie ist nominiert für den STRABAG Artaward International 2025. Ihre Werke wurden international ausgestellt und sind Teil der Sammlungen der Berlinischen Galerie und des Stadtmuseum Berlin.
https://ximenaferrerpizarro.com/

 

 

PROGRAMM

 

Artist Talk
mit Ximena Ferrer Pizarro und Daniela Bystron
22.5.2025 // 19:00

 

Daniela Bystron (*1975) ist seit 2018 Kuratorin für Outreach/Programm im Brücke-Museum Berlin. Von 2006-18 leitete sie die Kunstvermittlung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart und in der Neuen Nationalgalerie, Berlin. Sie studierte Kunst- und Rehabilitationspädagogik sowie Kunstgeschichte, Philosophie und Medienwissenschaften in Köln, Düsseldorf und Zürich und hat Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen inne. In ihrer kuratorischen und Vermittlungspraxis interessiert sie sich für die Hinterfragung musealer Routinen und einen kanonischen Wissensbegriff, räumliche und soziale Settings sowie kooperative Arbeitsformen.

 

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