Lisa Glauer, Magdalena Kallenberger: ‚Ctrl+Alt+Del’ She Said.

Lisa Glauer // Magdalena Kallenberger

Ausstellung

Foto: Lisa Glauer & Magdalena Kallenberger

Ausstellung

31.3.–27.4.2019 //
Mi-Sa // 16:00–19:00

Eröffnung & Artist Talk

30.3.2019 // 19:00
20:00, Artist Talk. Moderation: Margarita Certeza Garcia

Offene Druckwerkstatt

12.4./13.4./26.4./27.4.2019 // 16:00–19:00

Bilder

Bilder Eröffnung

 

Bilder Ausstellung

 

Fotos: Katharina Koch // alpha nova & galerie futura

Lisa Glauer und Magdalena Kallenberger haben sich auf die Suche nach dem #monumentagainstpatriarchy begeben. Als feministische Künstlerinnen und Forscherinnen gehen sie davon aus, dass Monumente gegen das Patriarchat zu unterschiedlichen Zeiten weltweit in verschiedenen Formen existierten, aber immer wieder versteckt, entfernt oder begraben wurden. Bevor sich hegemoniale Geschichtsschreibung und Wissensproduktion in ihrer heutigen Ausformung verfestigt haben, gab es eine Zeit, in der Monumente (im)materielle Dinge waren, um an Formen des Austauschs zu erinnern und nicht an Geschichten von Gewalt und Ungleichheit. Im Gegensatz zu herkömmlichen Vorstellungen des Denkmals als materialisierte Erinnerungsstätte (meist männlichen) Heldentums, richtet sich die Suche der Künstlerinnen auf Ideen, Manifeste, Erzählungen, Bilder, bewegliche Objekte, die an kollektives Entwickeln und Schaffen erinnern. Auf welche Spuren sind die Künstlerinnen gestoßen? Welche Geschichten erzählen uns diese? Und wie lassen sie sich in ihrer (Neu)Interpretation als zukunftsweisend, da auf strukturelle Veränderung zielend verstehen? Welche neuen Monumente gegen das Patriarchat lassen sich imaginieren und welchen Zweck sollten sie erfüllen?

Lisa Glauer arbeitete mehrere Jahre künstlerisch forschend im Kooperationsprojekt GedenkOrt.Charité, speziell zur ehemaligen Frauenklinik in Hinsicht auf die nationalsozialistischen Verbrechen, die im Rahmen der Krankenhausinstitution Charité verübt wurden. Sie machte Geschichten und Schicksale von Medizinerinnen und Patientinnen (wieder) sicht- und öffentlich erfahrbar. Zudem zeichnet sie eindrücklich nach, wie sich patriarchale und misogyne Institutionsstrukturen bis in die Gegenwart – erlebt am eigenen Leib – fortsetzen. In ihrer Arbeit The Public!! aus der Serie Looking at Lookers nutzt sie ein Archivfoto einer Vorlesung in der Frauenklinik aus den 60er Jahren, das als Vorlage für drei großformatig präsentierte Linolschnitte dient. Diese zeigen das Publikum, welches dem/der (in der Regel – je höher positioniert, je eher – männlichen) Gynäkologie-Professor*in lauscht. Die Besucher*innen nehmen im Galerieraum die Position des/der Professor*in ein und müssen sich mit der Rolle der zugeschriebenen Macht- und Wissensinstanz konfrontieren. Welche Gesten, Blicke, Bewegungen und welchen Habitus verlangt diese Gesellschaftsposition innerhalb vergangener wie heutiger herrschender Strukturen? Inwiefern ist ein Ausbrechen aus und Unterwandern von patriarchalen Blick- und Handlungsregimes möglich oder ist es überhaupt gewollt? Das an die gegenüberliegende Wand projizierte Video Doin‘ the Habitus (Slut’r Dykes Handtaschentheorie), ein kurzer Improvisationsvortrag, der in der ehemaligen Frauenklinik der Charité gedreht wurde, darf als hilfreiche Anleitung verstanden werden: „YouToo can do Habitus!“. Die offene Druckwerkstatt bietet den Besucher*innen zudem die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit „Broaching the Next Man Suit Barrier“ (L. Glauer) zu teilen oder aber auch ihre Visionen jenseits dieser Zustände als Monumente gegen das Patriarchat in Linoleum zu verewigen.

Magdalena Kallenberger hat sich mit feministischen Manifesten der letzten Jahrzehnte beschäftigt und den darin zu verschiedenen Zeiten immer wieder aufs Neue formulierten Forderungen – die meisten von ihnen unerfüllt, verschüttet in Archiven, die selbst dem Zahn der Zeit anheimgefallen scheinen. Es ist buchstäblich zum die Wände hochgehen: Denn das meiste was aktuell gegen Ungleichheit, Rassismus, Klassismus, Sexismus und Heteronormativität als Forderungen im Raum steht, wurde schon lange zu/in verschiedenen Zeiten und Kontexten von einer Vielzahl mutiger Vorstreiter*innen erhoben. Woran liegt es, dass kaum an frühere Erfahrungen, Forderungen und Kämpfe angeschlossen wird bzw. werden kann? Crawling (Up) the Walls – heißt entsprechend Kallenbergers Foto-Text-Installation, deren Basis ihre Auseinandersetzung mit den Forderungen der Frauenbewegungen der letzten 150 Jahre bildet. In einer Textcollage verbindet sie persönliche Erfahrungen und Beobachtungen mit gesammelte Alltagskommentaren von Frauen. Die vier inszenierten Fotografien zeigen die Künstlerin beim „die Wände hochgehen“ – im Angesicht einer Reihe von Objekten wie Würsten, Salatgurken und Eiern, die als persiflierende sexualisierte Platzhalter auf die Wut der Künstlerin über fortwährende patriarchale Strukturen und daraus resultierende soziale Ungerechtigkeiten verweisen. In ihrer extremen Inszenierung von Posen, Objekten und Bedeutungszuschreibungen werden die Fotokompositionen zudem selbst zu Monumenten und gleichzeitig zur Persiflage herkömmlicher personifizierter Denkmäler mit ihren hochgradig inszenierten Posen.

Die Künstlerinnen lassen den Galerieraum zu Labor, Werkstatt, Archiv sowie zum Ort für Interaktion und Präsentation werden. In den gezeigten Arbeiten materialisieren sie ihre bisherigen Rechercheergebnisse zu #monumentagainstpatriarchy und laden die Besucher*innen ein, sich mit eigenen Ideen, ihren gefundenen Monumenten gegen das Patriarchat sowie dem Erstellen von Linolschnitten an den „Ausgrabungs- und Freilegungsprozessen“ zu beteiligen.

#time is Up #monumentagainstpatriarchy #intersectionality #feminism

https://www.lisaglauer.com/
http://www.mkallenberger.de/

Ausstellungsansicht. Foto: Hannes Wiedemann

Eröffnung & Artist Talk

30.3.19 // 19:00
20:00, Artist Talk. Moderation: Margarita Certeza Garcia

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Ausstellung

31.3.– 27.4.2019, Mi-Sa 16:00-19:00

Offene Druckwerkstatt

12.4./13.4./26.4./27.4.19 // 16:00–19:00

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