Zukunftsland 2099

Ausstellung und Projekt im öffentlichen Raum von Mikala Hyldig Dal und alpha nova & galerie futura in Kooperation mit SUPERFILIALE, Haus Lausitzer Str. 10, Prinzessinnengarten Kreuzberg und Kunstraum Kreuzberg/Bethanien

Zukunftsland 2099 ist kuratiert von Mikala Hyldig Dal, Katharina Koch, Dorothea Nold.

Künstler*innen: Nora Al-Badri, Lisa Glauer, Mikala Hyldig Dal, Dorothea Nold, Franziska Pierwoss, SUPERFILIALE (Markus Born & Markus Zimmermann)

Berlin 2099: prekäre Jobs und Existenzängste sind Schnee von gestern, Künstler*innen und Bewohner*innen werden fair entlohnt, Ateliers und Wohnungen sind wieder erschwinglich und in der Stadt gibt es wieder Freiräume, in denen man träumen, entwerfen, experimentieren und Kunst schaffen kann. Eine starke Zivilgesellschaft trägt die verwirklichte Utopie: Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Backgrounds engagieren sich für das Gemeinwohl.

Zukunftsland 2099 will die utopischen Freiräume, die wir erstreben, in der Gegenwart heraufbeschwören. Denn für viele Berliner*innen (darunter die meisten Künstler*innen) ist die Existenz im Jahr 2019 von prekären Arbeits- und Lebensbedingungen bestimmt. Aber anstatt den Status quo zu kritisieren, möchte Zukunftsland 2099 Visionen einer gerechteren Gesellschaft erfahrbar machen – in einer Ausstellung, die zwischen dem 10.5. und dem 8.6.2019 in den Räumen von alpha nova & galerie futura gezeigt wird, und während einer Bustour durch Kreuzberg, die das zentrale Moment von Zukunftsland 2099 darstellt.

Bei den „Berlin Utopian Tours“ werden die Teilnehmer*innen wie bei einer klassischen Sightseeing-Tour zu Orten im Bezirk geführt, die, wie die ehemalige Cuvry-Brache etwa, der Gentrifizierung anheim gefallen sind und zu solchen, die von Verdrängung bedrohte Initiativen beherbergen (die Mieter*innen des Hauses Lausitzer Str. 10 und die Initiative Kotti&Co etwa), oder doch der Gentrifizierung entzogen werden konnten und nichtkommerziell genutzt werden (Prinzessinnengärten, Kunstquartier Bethanien).

In die Rolle einer Reiseführerin aus dem Jahr 2099 schlüpfend, begleitet die Künstlerin Mikala Hyldig Dal die Gäste auf der Bustour und erzählt ihnen die kommenden 80 Jahre Berliner Stadtgeschichte als historischen Rückblick aus einer visionären Perspektive. Eine von Hyldig Dal erarbeitete App projiziert 3D-Bilder einer imaginären Geschichte und utopische Zukunftsszenarien auf die real existierenden Orte: monuments of the future hat die Künstlerin diese virtuellen Denkmäler genannt.

Nora Al-Badri, Lisa Glauer, Franziska Pierwoss und SUPERFILIALE (Markus Zimmermann & Markus Born) erarbeiten an den Terminen entlang der Bustour bzw. am Anschluss an diese performative Interventionen. Die Interventionen beschäftigen sich mit community-basierten Formen der Selbstorganisation, Gegenökonomien, Formen der Vergemeinschaftung, Strategien patriarchalen Strukturen entgegenzuwirken sowie mit imaginären Zeitreisen. Dorothea Nold entwickelt zudem großformatige Baustellenschilder, die für imaginäre Bauvorhaben werben. Diese stehen entlang der Route an ausgewählten Orten wie dem Oranienplatz, Moritzplatz, Mariannenplatz sowie dem Arena-Areal über den Zeitraum von vier Wochen.

alpha nova & galerie futura dient zwischen dem 10.5.19 und dem 8.6.19 als Ort für Treffen, Gespräche, Austausch, als Archiv sowie als Ort künstlerischer Produktion. Die Raum- und Videoinstallation SUPERFILIALE Utopian Tours von Mikala Hydig Dal und SUPERFILIALE mit den fünf virtuellen Skulpturen und der visionären Narration der Bustour lassen Zukunftsland 2099 für ein großes Publikum unabhängig von den Bustouren erfahrbar werden.

https://cargocollective.com/mikala-hyldig-dal
http://www.aussenwelt.net/
https://www.nora-al-badri.de/
http://superfiliale.com/
https://www.lisaglauer.com/

Reservierungen für die Bustouren am 10.5. (16:30-18:30) und 18.5., 25.5.,1.6., 8.6. jeweils 16:00-18:00: mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de
kostenfrei

Foto & Animation: Mikala Hyldig Dal

Programm

Ausstellung SUPERFILIALE Utopian Tours

11.5.-8.6.2019 // Mi-Sa // 16:00-19:00 // alpha nova & galerie futura

Schräg im Raum liegt ein begehbarer Tunnel, dessen Ein- und Ausgang aus Dreiecken gebildet wird. Die Filiale ist mit einfachen Mitteln aus weiß gestrichenen Holzleisten und heller Gaze konstruiert, die dem Blick genug Widerstand leistet, um darauf Bilder projizieren zu können. Aus der SUPERFILIALE ragen einzelne Elemente diagonal heraus und brechen die Horizontale auf. Die Kunden der SU.FI Utopian Tours betrachten Videos auf dem am Tunnel angebrachten Bildschirm oder auf der Leinwand, die durch die Außenwände der Filiale gebildet wird.
Die Raum- und Videoinstallation SUPERFILIALE Utopian Tours lädt zum Begehen, Verweilen, Schauen, Hören und Staunen ein. Die verschiedenen in den Raum eingelassenen Projektions- und Monitorflächen zeigen fünf virtuelle, raumspezifische Skulpturen; mehrere Hörstationen laden zum Lauschen visionärer Erzählungen zur Stadt- und Kiezgeschichte ein und lassen Zukunftsland 2099 auch unabhängig von den Bustouren für ein breites Publikum erfahrbar werden.

Installationsansicht Superfiliale Utopian Tours, Foto: alpha nova & galerie futura

Auftakt, Bustour und Eröffnung Ausstellung

10.5.2019 //
16:00 Mariannenplatz: Auftakt und Präsentation der virtuellen Skulptur für das Bethanien, in Kooperation mit Kunstraum Kreuzberg/Bethanien.
Begrüßung: Clara Herrmann, Bezirksstadträtin für Kultur und Bildung
16:30-18:30 Augmented Reality & moderierte Bustour vom Mariannenplatz zum Arena Areal mit Stops an den Prinzessinnengärten, Kotti&Co, Haus Lausitzer Str. 10, ehemalige Cuvry Brache.
19:00 Eröffnung Ausstellung SUPERFILIALE Utopian Tours bei alpha nova & galerie futura.

Bustour und Performance „SUPERFILIALE Maulwurf“ von Markus Born & Markus Zimmermann

18.5.2019 //
16:00-18:00 Augmented Reality & moderierte Bustour ab/bis alpha nova & galerie futura mit Stops an der ehemaligen Cuvry Brache, Haus Lausitzer Str. 10, Kotti&Co, Prinzessinnengärten, Kunstquartier Bethanien.

18:00 Performance SUPERFILIALE Maulwurf, alpha nova & galerie futura

die maulwörf verwüsten und durchgraben kein erdrich im garten, wo das kraut wunderbaum genant, entweders von sich selbs gewachsen, oder gesäiet ist worden, so würstu auch die maulwerf tödten oder vertreiben, so du eine nusz nimpst, spreuer, schwefel und harz darein thust, und also angezündt, inn der maulwerfen loch stoszest.
Sebiz: Feldbau (nach Grimm: Deutsches Wörterbuch)

Eine Adaption des Yijings für die Menschen von morgen.

Haben Sie Wünsche, Träume oder andere Fragen? SUPERFILIALE: Maulwurf bringt Licht in die dunklen Gänge Ihrer Zukunft. Ausgehend vom aktuellen Stand der Wissenschaften haben SUPERFILIALEN stets zuverlässig Auskunft über das Kommende gegeben. Die Performance greift auf das altbewährte Verfahren des Yijings zurück und übersetzt es in eine zeitgemäße Form.

SUPERFILIALE – Das sollte Ihnen die eigene Zukunft wert sein!

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/22/Talpa_europaea_MHNT_pate.jpg

Bustour und performative Intervention „Broaching The Next Man Suit Barrier“ von Lisa Glauer

25.5.2019 //
16:00-18:00 Augmented Reality & moderierte Bustour ab/bis alpha nova & galerie futura mit Stops an der ehemaligen Cuvry Brache, Haus Lausitzer Str. 10, Kotti&Co, Prinzessinnengärten, Kunstquartier Bethanien.

Performance während der Bustour von Lisa Glauer:

BROACHING THE NEXT MAN SUIT BARRIER – Episode zwei wird vorgestellt: Worin Precarious Artistic Researcher (ihr richtiger Name ist Patricia Andersdottir Roth), ein paar TOP DOGS, Robert und FcoFF (Freedom Co-Fighter Friend) die Art und Weise der Dinge diskutieren und sich fragen was sie jetzt mit dem #monumentagainstpatriarchy machen sollen – während ihr Körper zu sprechen beginnt! Dieses Comic kommentiert „Pimmelsuppenphänomene“ und entwickelt Geschichten über prekäre künstlerisch Forschende, die von diversen „Herrenanzugsgrenzen“ abprallen, auf die sie bei ihrem Umgang mit dem institutionalisierten Patriarchat stoßen. Das Comic passt in die Hosentasche und ist ein großartiger Begleiter für die Umschiffung institutioneller Barrieren…

Lisa, Glauer, Broaching the Next Man Suit Barrier, Linolschnitt, 40 x 60, 2019.

Bustour und Gespräch & Verkostung „Mexikaner für alle“ von Franziska Pierwoss

1.6.2019 //
16:00-18:00 Augmented Reality & moderierte Bustour ab/bis alpha nova & galerie futura mit Stops an der ehemaligen Cuvry Brache, Haus Lausitzer Str. 10, Kotti&Co, Prinzessinnengärten, Kunstquartier Bethanien.

18:30 Gespräch & Verkostung „Mexikaner für alle“ von Franziska Pierwoss bei alpha nova & galerie futura, Anmeldung bis 28.5.2019: mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de

Der Mexikaner ist ein Mischgetränk aus Korn, Tomatensaft, Tabasco und Maggi, erfunden in Hamburg, ist der Cocktail im Schnapsglas seit Mitte der 90ern Jahre verlässlicher Bestandteil der Getränkeauswahl Berliner Eckkneipen. Zu einem moderaten Preis wird dieses Getränk auch im so genannten Schillerkiez in vielen Kneipen angeboten. Wenige Stadtviertel haben in den letzten zehn Jahren eine ähnlich rasante Veränderung erlebt wie das Wohnareal an der Hermannstraße in Neukölln. Hochwertige Neubauprojekte wie das 12053 stehen mittlerweile den Sozialwohnungen des Rollbergviertels unmittelbar gegenüber.
Franziska Pierwoss lädt die Gäste der Bustour und weitere Interessierte ein zu einem Gespräch mit Anwohner*innen und Expert*innen aus Politik. Bei einem gemeinsamen Imbiss werden Fragen von Entmietung, visionärem Neubau, politischer Verantwortung und der Macht von Transferleistungen diskutiert.

Quelle: Internet/Google image search.

Offene Druckwerkstatt „Broaching The Next Man Suit Barrier“ von Lisa Glauer

7.6.2019 // 16:00-19:00 // alpha nova & galerie futura

Die Teilnehmer*innen können eigene Sprüche in Linoleum schnitzen oder bereits geschnittene Vorlagen zum eigenen Druck zusammenstellen. Material ist vorhanden.

Story: Patricia Andersdottir Roth (Precarious Artistic Researcher) sucht nach dem verschollenen Monument gegen das Patriarchat. Sie geht davon aus dass es dieses Monument in unterschiedlichen Formationen schon immer gegeben haben muss. Hinweise gerne in Form von Sprüchen, nicht mehr als 10 Worte pro Spruch, zum Beispiel: Give her the Tools. She will know what to do.

Lisa Glauer, Tools for monumentagainstpatriarchy, Linolschnitt, 2019

Bustour und Intervention „#keinmenschistillegal“ von Nora Al-Badri

8.6.2019 //
16:00-18:00 Augmented Reality & moderierte Bustour ab/bis alpha nova & galerie futura mit Stops an der ehemaligen Cuvry Brache, Haus Lausitzer Str. 10, Kotti&Co, Prinzessinnengärten, Kunstquartier Bethanien.

18:00 im Görlitzer Park (gegenüber vom Spielplatz im hinteren Teil des Parkes: https://goo.gl/maps/3bTLbgSRxyfM8xgt9 ):

Gespräch mit Moro Yapha (social media activist and working with Wearebornfreeberlin Empowerment Radio), Bhrigupati Singh (Department of Anthropology, Brown University/Fellow, Wissenschaftskolleg zu Berlin) und Nora Al-Badri (Künstlerin).

Konzipiert von Nora Al-Badri.

Nora Al-Badri lebt und arbeitet direkt neben dem Görlitzer Park. Fast jeden Tag durchquert sie den Park und träumt von den unendlichen Möglichkeiten des Görli. Wie wird sich der Görli wohl 2099 anfühlen?
Was wäre, wenn die Dealer Kunst verkaufen und keine Betäubungsmittel? Beide Ökonomien sind undurchsichtig. Würde es den Kunstmarkt demokratisieren, wenn man seine tägliche Dosis Kunst an jeder erdenklichen Ecke kaufen könnte? Vielleicht wird der Görli eine neue Drehscheibe, um sich mit afrikanischer Kunst auseinanderzusetzen und zu handeln! Kunstobjekte aus Afrika werden in hiesigen Museen gepflegt, aber die Körperpolitiken im Park, in Berlin, in Deutschland und in Europa sind inhuman.

Quelle: Open Street Map

Zukunftsarchitektur

Interventionen im öffentlichen Raum von Dorothea Nold
10.5.-8.6.2019 // öffentlicher Raum Kreuzberg

Dorothea Nold entwirft mehrere Baustellenplakate, die entlang der Busroute aufgestellt werden. Diese ähneln formal den omnipräsenten Ankündigungsschildern von Bauprojekten, werben jedoch für imaginäre, futuristisch-groteske Bauprojekte, die es (noch) nicht gibt. Die künstlerischen Bebauungsankündigungen werden an ausgewählten Orten wie dem Oranienplatz, Moritzplatz, Mariannenplatz sowie dem Arena Areal über den Zeitraum von vier Wochen platziert – nachempfunden sind sie den Schildern, die vor Baustellen zu finden sind. Somit werden Ideen und Wünsche an Bauvorhaben der heutigen Zeit visualisiert. Zugleich sorgen sie Schilder aber auch für Irritationen, wenn auch die letzte Freifläche vermeintlich mit neuem Absurdem bebaut werden soll.