Larisa Crunţeanu & Sonja Hornung: Hélène F.

Larisa Crunţeanu, Sonja Hornung

Film, Performance, Präsentation

graphic design: Larisa Crunţeanu & Sonja Hornung

Performatives Screening & Gespräch

mit Larisa Crunţeanu und Sonja Hornung

12.10.2023 // 19:30

Produziert von

 

Mit freundlicher Unterstützung von

 

 

 

Hélène F.

Performatives Screening und Gespräch mit Larisa Crunţeanu und Sonja Hornung

 

Hélène F. ist ein neues Projekt der Künstlerinnen Larisa Crunţeanu und Sonja Hornung, das Trost im Glitch* (Störung) sucht – Pannen und Fehler, die die Produktion von Landschaft im „grünen“ Kapitalismus stören.

Hélène arbeitet im Journalismus und in der Filmproduktion als „Fixerin“**  und verbringt daher einen Großteil ihrer Zeit mit dem Betrachten von Karten. Sie ist fasziniert von den Fehlern, die auf den Satellitenbildern von Tagebauanlagen zu sehen sind. Hier dehnen sich die Löcher so schnell aus, dass ihre Konturen keinen Sinn ergeben. Längst abgebaggerte Orte sind immer noch an der falschen Stelle eingezeichnet. Verschmutzte Seen sind mit wechselnden Farben überzogen. Die Erde wird von Wunden heimgesucht, die nie heilen.

Hélène schlägt vor, uns im Apuseni-Gebirge in Rumänien zu treffen, wo Kupfer abgebaut wird, und in der Lausitz, dem Braunkohlerevier in Ostdeutschland. Doch von da an gerät unsere Kommunikation ins Stocken. Hélène ist nirgends zu finden. Allein gelassen, fühlen wir uns wie Eindringlinge in überwältigend weiten Landschaften.

Hier sehen wir, dass das Natürliche und das Artifizielle das Gleiche ist. Diese Landschaften werden produziert: entweder durch eine Fantasie von Reparatur – die Rückkehr zu einem projizierten, halbnatürlichen Zustand – oder durch tatsächliche Vernachlässigung: hyperbunte Algenblüten und fluoror-oranges Wasser, Bilder für Katastrophen-Voyeur*innen. So oder so wird der ungebremste Abbau normalisiert.

Unsere eigenen Körper gehören definitiv nicht hierher. Wir sind nicht am richtigen Ort. Was, wenn wir erwischt werden? Wir spüren, dass wir hier selber stören oder glitchen. Wir lassen die Fantasie der Reparatur los und versuchen stattdessen, Bilder zu dekonstruieren – von der Erde, von der Landschaft, von uns selbst.

 

Präsentiert wird ein Rohschnitt der gemeinsamen Videoarbeit, begleitet von einer performativen Lesung. Nach der Vorführung gibt es ein Gespräch mit den Künstlerinnen, das in eine offene Diskussion über die in der Arbeit angesprochenen Themen mündet.

 

*Wir verdanken viele Anregungen und Gedanken Legacy Russells Glitch Feminism (2020)

 

**Fixer*in bezeichnet im Journalismus eine Person, die von einem Auslandskorrespondenten oder einem Medienunternehmen engagiert wird, um eine Story zu arrangieren.

Die Arbeiten von Larisa Crunțeanu schaffen Kontexte, in denen Fakten und Erinnerungen reaktiviert werden, was  zur Entstehung neuer Praktiken anregt. Viele ihrer Projekte befassen sich mit dem Begriff der Zusammenarbeit und den Ideen, die hinter Objekten und Geschichten stehen.

Sonja Hornungs künstlerische Praxis geht von den Krisen aus, die durch Formen privaten Eigentums, Gentrifizierung und der steigenden Rolle des Finanziellen und des Geldes im Alltag ausgelöst werden, und untersucht, wie sich diese auf die Beziehung zwischen Körpern und Räumen auswirken. Das textile Kleidungsstück, das diese Beziehung chiffriert, ist ein wiederkehrendes Motiv in ihrer Arbeit, die sich auch auf Text und Mixed Media stützt. Sonjas und Larisas künstlerische Zusammenarbeit begann 2015 mit dem Werk Femina subtetrix. Im Laufe der Jahre flossen thematische Fäden aus Femina subtetrix in ihre individuellen künstlerischen Praktiken ein und wurden in späteren Kollaborationen wieder aufgegriffen – darunter die Art und Weise, wie weiblich gegenderte Körper die Produktion unserer eigenen Bilder in privatisierten Räumen verhandeln, und wie die Macht von Camouflage, die Grenzen zwischen „natürlich“ und „künstlich“ aufhebt.

 

Die Präsentation ist Teil des Projekts Helene Fixeuse, das von der Vereinigung Copia Originala entwickelt und von der Nationalen Kulturfondsverwaltung (AFCN)* und dem Rumänischen Kulturinstitut (ICR)** kofinanziert wird.

*Das Projekt gibt nicht unbedingt den Standpunkt der Nationalen Kulturfondsverwaltung wieder. Die AFCN ist nicht verantwortlich für den Inhalt des Projekts oder für die Verwendung der Projektergebnisse. Diese liegen in der alleinigen Verantwortung des Empfängers der Finanzierung.

**Dieses Projekt wird vom Rumänischen Kulturinstitut über das Cantemir-Programm kofinanziert – ein Finanzierungsrahmen für kulturelle Projekte, die für das internationale Umfeld bestimmt sind. Das Rumänische Kulturinstitut kann nicht für den Inhalt dieses Materials verantwortlich gemacht werden.

// nach oben