Colleagues Wanted I. Superheroines and Visionary Associates for Everyday Challenges

Morehshin Allahyari, Lydia Hamann & Kaj Osteroth, Maternal Fantasies, Deena Mohamed; kuratiert von Katharina Koch und Dorothea Nold

Ausstellung

Foto: Maternal Fantasies, 2018.

Ausstellung

20.9.–2.11.2018 //
Mi-Sa // 16:00–19:00

Eröffnung & Artist Talk

20.9.2018 // 19:00
20:00 // Artist Talk
Moderation: Sophie Lembcke

Workshop mit Maternal Fantasies

29.9.2018 // 16:00

Bilder

Bilder Eröffnung & Artist Talk

 

Bilder Ausstellung
© Katharina Koch // alpha nova & galerie futura;
außer Foto-Textinstallation Maternal Fantasies © Isabell Spengler

Comic – Malerei – Video – Fotografie – Text

Superheldinnen* – was macht sie aus? Wie verändern sich Figuren, Wünsche und Vorstellungen, je nach gesellschaftspolitischem Umfeld ihrer Schöpferinnen*? Wie werden Superheldinnen* in einer von Ungleichheit bestimmten Welt zu Identifikationsfiguren?
Zwei aufeinander folgende Ausstellungen mit Fotografie, Video, Malerei, Comic, Installation und Konzeptkunst widmen sich den Potenzialen fiktionaler Figuren und Geschichten, um normative und rassistische Wissens- und Repräsentationssysteme zu unterlaufen. Je nach Entstehungshintergrund zeigen sich andere Realitätsbezüge, geraten spezifische Begehren und Dringlichkeiten in den Fokus und werden andere Vorstellungen hinsichtlich einer „gerechteren“ Gegenwart und Zukunft formuliert. Was heißt es in diesem Zusammenhang, eine feministische, dekolonisierende Perspektive auf Super(Alltags)heldinnen* einzunehmen?
Zum Superheld, der Inbegriff heteronormativer, weißer Männlichkeit, wurde schon viel kritisch erarbeitet. Weibliche Figuren sind meist Gehilfinnen oder Verführerinnen, statt Weltretterinnen. Homosexualität ist marginalisiert. Ein erster Blick zeigt eine Diversität jenseits dieses dominanten „westlichen“ Bewusstseins: In oft verborgenen Geschichten werden Genderbinaritäten und rassistische Repräsentationen vielfach durchkreuzt. Die Auseinandersetzung mit Entwürfen der Superheldin* führt auch zu Konzeptionen wie der Alltagsheldin*, die konkrete Bezüge zu Realitäten herstellen und den Held*innen-Begriff als solchen zur Disposition stellen.
Colleagues Wanted widmet sich sowohl den Figuren als auch den Sprecherinnen*-Positionen und ihren Hintergründen. Denn in der männlich und weiß dominierten Kunst- und Comic-Produzent*innenwelt werden die Schöpferinnen* der Figuren selbst oftmals zu Alltagsheldinnen* in ihren jeweiligen Schaffensumfeldern.
Die Ausstellungen bringen lokale und transnationale Künstlerinnen* zusammen. In Zeiten, in denen Autokratien und Rechtspopulismus Furore haben, braucht es visionäre Gegenentwürfe. So zielt das Projekt auch auf das der Superheldin* inhärente Potenzial von Empowerment, sich in die Gestaltung von Zukunft einzubringen.

In Colleagues Wanted I präsentiert Morehshin Allahyari Teile ihres Langzeitprojekts „She Who Sees The Unknown“, einem wachsenden Archiv dunkler Göttinnen, monströser und böser weiblicher Dämoninnen sowie anderer weiblich-mythologischer Figuren, die im Nahen Osten entstanden sind. Deren Illustrationen übersetzt Allahyari in dreidimensionale Computergrafiken und schafft für diese neue übernatürliche Eigenschaften und Narrative, die koloniale Geschichte(n) mit Blick auf die Zukunft durchkreuzen. In der alpha nova & galerie futura sind die animierten Computergrafiken Huma (2016) und Ya’jooj Ma’jooj (2017) zu sehen sowie weitere Archivmaterialien des Projekts zugänglich.

Lydia Hamann und Kaj Osteroth beziehen den Hero*innen-Mythos auf den Alltag und Selbsterhaltungsstrategien. Ihre malerischen Kompostion(en) entsprechen einem Bedürfnis, das der Narration genügt und sowohl ihre sie inspirierenden Zusammentreffen thematisieren, als auch die (Un)Möglichkeiten mit gewissen Fähigkeiten durch den Alltag zu steuern. Sie fragen sich, was ist eine Superpower? In Zeiten von Angst und struktureller Prekarität, kann Superpower sein, zu erkennen, was wir brauchen, welche Buttons wir drücken müssen um durchzukommen – so das Künstlerinnenduo. Für sie sind das oft Freund*innenschaft, Allianzen, (ugly) Gefühle, Bewunderung, Solidarität, Verweigerung und ein eigenes Cockpit. Sie zeigen zwei neue Werke, die speziell für diese Ausstellung entstanden sind.

Die Gruppe Maternal Fantasies präsentiert eine Foto-Text-Installation, deren Ausgangspunkt eine kollektive creative writing Session ist, sowie eine Serie inszenierter, fotografischer und bewegter Bilder. Die Texte setzen sich aus Fragmenten autobiographisch gefärbter Schriften zusammen. Diese sind aus der Auseinandersetzung mit Mutterschaft, Identität und Repräsentation sowie mit feministischen (Streit)Schriften der zweiten Frauenbewegung hervorgegangen. Die visuelle Komponente erinnert an Tableaux Vivants, die mit einer variierenden Anzahl von Gruppenmitgliedern und Kindern inszeniert werden. Künstlerische Produktion zeigt sich hier als kollektive Erfahrung. Überkommenen Rollenbildern werden zeitgenössische, prozesshafte, durch die praktische Arbeit entwickelte Alternativen entgegengesetzt.

Deena Mohamed zeichnet und veröffentlicht auf ihrem Blog seit 2013 ihren Webcomic Qahera. Qahera (übersetzt: Die Siegreiche) ist eine muslimische Superheldin, die in Kairos Straßen Islamophobie, Misogynie und sexuelle Belästigungen bekämpft und sich für die Rechte der Frauen einsetzt. Die Heldin im Hidschab soll dabei explizit das westliche Stereotyp der devoten Muslima durchkreuzen und kritisiert gleichermaßen die vermeintliche Befreiung der religiösen Frau durch den „Westen“. In der alpha nova & galerie futura präsentiert Mohamed eine Auswahl der Geschichten ihrer Heldin sowohl in analogem als auch digitalem Format.

www.morehshin.com
www.deenadraws.art
www.maternalfantasies.net
www.fleeingthearch.org

 

Event auf facebook

Workshop mit Maternal Fantasies

29.9.2018 // 16:00

 

 

// nach oben