Von Rosen, Nelken, Netzen

Birgit Cauer, Cristian Forte, Lydia Hamann / Kaj Osteroth, Sandra Haselsteiner, Katja von Helldorf, Bettina Hohorst / Tina Kiel / Mayan Printz, Roland Ibold, Sara Ka Ka, Annette Knol, Monika Ortmann

Ausstellung

Ausstellung

09.3.- 20.4.2012 //
Mi-Sa 16:00-19:00

Eröffnung

08.3.2012 // 19:30
mit einer Performance von Sara Ka Ka, Musik mit DJ_anes turbo diesel & egotrya

Bilder

Bilder Eröffnung und Ausstellung

 

© Marie du Vinage // alpha nova & galerie futura

Künstlerische Statements zum Weltfrauentag

Installation – Poetische Objekte – Zeichnung – Video – Foto – Sounds

Rosen symbolisieren nicht nur Liebe, sondern stehen auch als Symbol für die Kämpfe streikender Textilarbeiterinnen zu Beginn des 20 Jahrhunderts, die die Anfänge der Frauenbewegung markieren. Nelken wurden zum Sinnbild der ‚gelösten Frauenfrage‘ in der DDR. Netze können zukunftsweisend sein, um aus der Differenz verschiedener Lebensentwürfe heraus gemeinsam Forderungen zu artikulieren und emanzipative Kräfte zu bündeln gegen Ungleichheitsverhältnisse und für ein selbstbestimmtes Leben aller. Dies sind nur einige Facetten des Nachdenkens über den Weltfrauentag, der auch die Frage aufwirft: Wer ist eigentlich das Subjekt des 8. März? galerie futura schließt sich der Diskussion über die Wiederaneignung des Tages an und fragt darin nach den Potentialen der Kunst. In Installationen, Objekten, Zeichnungen, Foto, Video und in Interviews setzen sich die Künstler_innen auf kritische, ernste, ironische, lustvolle, verspielte und bisweilen kämpferische Weise mit der heutigen Bedeutung des Weltfrauentags auseinander.

Künstler*innen & Werke

LYDIA HAMANN & KAJ OSTEROTH
we manifest (admiring Lee Lozano, Ines Doujak, Sharon Hayes)
Aquarell auf Papier, 145 x 170 cm

we manifest (admiring Lee Lozano, Ines Doujak, Sharon Hayes) ist unsere jüngste gemeinsame Arbeit. Anlässlich der dringenden Frage nach der Aktualität des internationalen Frauentags thematisieren wir Fragen nach Solidarität und Verantwortung einer Jeden und im Kollektiv. Dabei finden Anrufungen von Vorbildern statt, werden begehrenswerte Situationen formuliert und Strukturen des eigenen Netzwerkens hinterfragt. Wir setzen in we manifest nicht bei den großen Gesten des 8.März an, sondern verlängern vielmehr uns bekannte Beziehungen und Situationen. Unsere Protagonistinnen repräsentieren was uns inspiriert und begeistert.
www.fleeingthearch.org

BIRGIT CAUER
Ein Herz für Minna Cauer – Eine Hommage
St. Matthäuskirchhof Berlin 2010
Mixed Media – Digitalprint, Lederstiefel, Plastikband, Glasperlen, 250 x 140 x 70 cm
Foto: Anke Oehme

Im Sommer 2010 war ich eingeladen zu einem Kunstprojekt auf dem Matthäuskirchhof in Berlin-Schöneberg. Dort ruht in einem Ehrengrab der Stadt Berlin eine Vorfahrin von mir, die bekannte Frauenrechtlerin Minna Cauer (1841-1922). Auf ihrem einfachen Grab steht nur noch ein Sockel. Eine Büste von ihr des Bildhauers Kurt Kroner, die von ihren Freunden seinerzeit auf dem Grabmal angebracht wurde, ist verschollen. Nur der karge Sockel erinnert noch daran. Um den Sockel der fehlenden Büste herum errichtete ich einen Baldachin, in dessen Mitte eine kleine Skulptur schwebte: Es ist ein Lieblingsschuh von mir, der mit Plastikschnüren in lebhaft poppigem Pink so eingestrickt ist, dass das Schuhinnere frei bleibt. Es entsteht eine auf dem Kopf stehende Herzform. Auf der Lederzunge des Schuhs ist mit Glasperlen gestickt: DA. DA! – für dich, Minna ist DA, ich bin DA, Da-hin, Da-her, DADA. Dieses skulpturale Gebilde steht als Allegorie für weibliche Anmut, aber auch für einen mutigen Tritt und die Kraft des Vorwärtsschreitens. Ich möchte damit Minna Cauer meine Anerkennung und meinen Dank kundtun.
www.bcauer.de

KATJA VON HELLDORFF
Furious Girls: #1 #2 #3 #4
Mischtechnik auf Papier, 4 Zeichnungen à 100 x 70 cm

ich bin 1979 in Brüssel geboren, lebe und arbeite seit 1999 in berlin. meine arbeit ist transdiziplinär, sie verknüpft zeichnung / grafik, performance und musik. ich liebe flüsse, feminismus, hanfseile, vaginal davis, träume, wut gegen kapitalismus, wurzeln, rot blau gelb, reibung, luft, räder, schwarze linien, mythen, chaos, schmelzende grenzen, mein bett.

BETTINA HOHORST, TINA KIEL,  MAYAN PRINTZ
Von Brot und Rosen
Video, Scherenschnitt, Schattenspiel

Mythen fungieren als Gleichnisse, aus denen Maßstäbe für das eigene Handeln in Gegenwart und Zukunft abgeleitet werden können. Über den Ursprung des 8. März gibt es viele Erzählungen. Wir haben den Gründungsmythos gewählt,  der uns am besten gefällt.
Im Sinne von Audre Lodre: “I am not free while any woman is unfree, even when her shackles are very different from   my own.” / „Ich bin nicht frei, solange noch eine einzige Frau unfrei ist, auch wenn sie ganz andere Ketten trägt als ich!“

SANDRA HASELSTEINER
ohne Titel (du kannst machen, was du willst)
Perlen und Aquarellstift auf Nessel, 350 x 360 cm
www.sandra-haselsteiner.de

CRISTIAN FORTE
ohne Titel
Poetisches Objekt – Brille, Fuchsschwanz, 2 Kartoffeln, 2 Tarot-Karten, Tisch
120 x 22 x 22 cm

ANNETTE KNOL 
Encyclopic: Admired Women
Mixed Media on Paper (Pencil, Ink, Stencil-Print & Collage), 10 papers à 29,7 × 42 cm

This work came into existence through a call-out sent to friends and acquaintances in which was asked for the names of important and inspiring women (with or without explanation). A great amount of responses were received and upon these, Encyclopic: Admired Women was built. When flicking through various encyclopedias it quickly becomes apparent that there is an incredible lack of women being represented. Encyclopic: Admired Women is the start of a subjective take on what an encyclopedia dedicated to women can look like.
www.printeretto.net

ROLAND IBOLD
Von Männern und Schnittblumen, oder wie Männer den Frauentag feiern
Audio und Digitalprints, 21,5 x 28,5 cm

Am Frauentag feiern auch Männer. Blumensträuße sind dabei ein fester Bestandteil des Gratulationsrituals, oft werden sie viel zu spät gekauft. Das Treiben der Männer in Blumenläden am 8. März 2012 sollen Audiointerviews und Photographien dokumentieren.

MONIKA ORTMANN
Netz 153
Strumpfhosen, Stahlreifen, Zeitungen

Seit den 1970er Jahren arbeitet Monika Ortmann in ihren Objekten, Bildern und Installationen häufig mit Nylonstrumpfhosen. In ihren Installationen verknotet sie diese zu einem raumgreifenden Netzwerk, das ästhetisch und konzeptuell vielfältig lesbar ist: Als ein ‚autonomes Kunstwerk‘, dessen kreuz und quer verspannte Elemente mit ihren unzähligen Verbindungslinien und Knotenpunkten, Aussparungen und Leerstellen, Überschneidungen und Richtungswechseln sich zu einer dynamischen Raumskulptur verdichten. Aber „Nylons“ sind mehr als ein alltägliches Bekleidungsstück. Die kunstvoll versponnenen Netze lenken die Aufmerksamkeit des Betrachtenden gedanklich auch auf den komplexen kulturellen und ökonomischen Bedeutungszusammenhang des elastischen, die Netze tragenden und stützenden Materials. Abgelegte, zerrissene, unbrauchbar gewordene „Nylons“ verdichten sich zu sinnreichen Metaphern ‚weiblicher Verstrickung‘ – irgendwo zu verorten zwischen Fremdbestimmung und Netzwerke bildendem Zusammenhalt. (Textauszüge von E. Kessler Slotta (Museum Bochum) über die Netz-Arbeiten von Monika Ortmann)
www.monika-ortmann.de

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