CHROMATOPHORE. Audiovisuelle Performance
Das Chromatophor ist eine Pigmentzelle, die in einigen Meerestieren vorübergehende Farbänderungen der Haut hervorrufen kann, um sich der jeweiligen Umgebung anzupassen. Die Idee eines Wesens mit verschiedenen „Gesichtern“ wird als Bild verwendet für die Stadt Istanbul mit ihren unendlich vielen Lebenswelten.
Meerestiere und Unterwassertexturen, die sich in das Blickfeld der Stadt drängen, eröffnen neue gedankliche Räume. Die kindliche Phantasiewelt ist ein Werkzeug, um das Konstrukt der Realität, zusammengehalten durch die Räume in denen wir leben, herauszufordern. Die Unentdecktheit der Meerestiefe prallt auf die „über-entdeckte“ Lebenswelt Istanbuls. Das Eintreten dieses unbekannten Territoriums in die Stadt-Welt verweist ebenso auf die Gleichzeitigkeit von Wirklichkeiten wie auf die konstante Bewegung des Geistes zwischen verschiedenen Welten während unser Körper sich durch die Stadt bewegt.
CHROMATOPHORE ist ein Stück, das sich strukturell auf die Konversation zwischen Bild und Ton auf der Folie des realen Istanbuls konzentriert. Hier werden Bilder einer „orientalischen“ Stadt konfrontiert mit einem durch die westliche Kultur geprägten Instrument, dem Cello. Diese Pole werden wiederum durchsetzt durch die Gegenwelten Unterwasser, Lebensraum und elektronische Klänge. Serien von Filmmaterial und live abgefilmten Fotografien spielen mit Punkten, an denen Innen- und Außenwelt sich brechen. Die Manipulationen spielen mit der Wahrnehmung von Raum und Klangwelt. Es entstehen imaginäre Welten, die zur scheinbar realen Welt in irritierende Widersprüche treten.
Video: Sena Başöz (TR)
Musik: Nora Krahl (DE)
Eintritt nach Selbsteinschätzung: 4-8 Euro
Die bildende Künstlerin Sena Basöz lebt und arbeitet in Istanbul. Sie erhielt ihren Master of Fine Arts im Bereich Film/Video vom Bard College, NY, und ihren Bachelor von der Bogazici Universität, Istanbul. Ihre Arbeiten wurden in Galerien gezeigt wie DEPO, Sanatorium, Manzara, Siemens Sanat, Dieschönestadt Galerie, Badgast, Salzamt und LAXART. Sie trat beim Frischzelle Festival in Köln auf und ihre Filme wurden gezeigt beim Crossing Europe Film Festival, Which Human Rights Film Festival und beim Short Film Corner bei den Filmfestspielen in Cannes. Sena Basöz erhielt eine dreimonatige Residenz in Linz und ein Stipendium vom Bard College. Zurzeit arbeitet sie an ihrer Promotion in Kunstgeschichte an der Technischen Universität Istanbul und unterrichtet zeitgenössische Kunst and der Bogazici Universität.
Die Leidenschaft von Nora Krahl gehört der zeitgenössischen Musik und Improvisation. Sie spielt Konzerte in ganz Europa, den USA und Asien und ist auf Festivals wie der Ruhrtriennale, Münchener Biennale, Bang on a Can Summer Festival oder der Internationalen Konferenz ISEA 2010 aufgetreten. Sie arbeitete mit Komponisten wie Helmut Lachenmann, Martin Bresnick, Tristan Murail, Michael Gordon und Johannes Kalitzke. Im Bereich der Improvisation tritt sie auf mit Bands wie the Octopus oder die letzte Derniere und mit Musikern wie Joëlle Léandre, Frank Gratkowski, Oguz Büyükberber und Tobias Klein. Nora Krahl arbeitet als Bühnenmusikerin und Komponistin am Theater. So zum Beispiel am Schauspielhaus Köln, am Hamburger Schauspielhaus, an der Columbia University NYC oder beim Baghdad Theater Festival. Nora Krahl erhielt Stipendien vom DAAD, der Kunststiftung NRW, Paul Sacher Stiftung, Ensemble Modern und der Allianz Kulturstiftung und sie war Artist in Residence in Istanbul und New York City. Sie studierte an der Folkwang Universität der Künste.