Rhetorik-Training zur Erweiterung der kommunikativen Fähigkeiten & Verbesserung der Selbstdarstellung
Die Rednertribüne besteigen – Wie überzeuge ich mein Publikum?
Wie setze ich Mimik, Gestik & Stimme ein? Wie stelle ich Kontakt zum Publikum her, wie baue ich Spannung und Präsenz auf? Wie gehe ich mit Machtsituationen um und wie positioniere ich mich darin?
„Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen, sie muss das Recht bekommen, eine Rednertribühne zu besteigen.“ Schrieb Olympe de Gouges 1791 in ihrer Erklärung der Frauen- und Bürgerinnenrechte. Und bis heute bereitet es oft gerade Frauen* Schwierigkeiten, im Mittelpunkt zu stehen, angesehen und beurteilt zu werden und sich selbst darstellen oder gar „gut verkaufen“ zu müssen. Mein Ansatz besteht nicht darin, wie es leider in vielen Rhetorik-Ratgebern zu lesen ist, Frauen nun „männliche“ (damit ist meist gemeint, erfolgreiche) Kommunikationsstrategien beizubringen, sondern den Fokus auf die bereits bei JEDER REDNERIN vorhandenen Stärken zu legen, sich diese bewusst zu machen und auszubauen. Zweitens anzuerkennen, dass aufgrund der Geschichte des öffentlichen Redeverbots und sexistischer Strukturen de facto eine besondere Schwierigkeit besteht, im öffentlichen/beruflichen Raum zu sprechen. Und drittens, eine individuelle Strategie zu finden, handlungsfähig zu werden und selbst zu entscheiden, welche Redestrategien in welcher Situation verwendet werden können, um Ziele zu erreichen, Gegner_innen überzeugen zu können, und sich trotzdem selbst treu zu bleiben.
In einem geschützten Trainingsraum erproben wir in Übungen Redestrategien.
Das Training richtet sich sowohl an Interessierte mit viel Redeerfahrung als auch an diejenigen, die ihre Redeangst überwinden wollen.
Inhaltliche Schwerpunkte
- Wahrnehmungsschulung (Selbst- und Fremdwahrnehmung)
- Empowerment: eigene Stärken erkennen und ausbauen
- Verbesserung der Spontanität und Improvisation bei Diskussionen und Statements
Methoden
- Trainerinneninput
- Videoanalysen von Redebeispielen (Bundestagsreden, Reden auf Tagungen, Preisverleihungen etc.)
- Feedbackrunden und Erfahrungsaustausch der Teilnehmer_innen und persönliches Trainerinnenfeedback
- Übungen zu freier und spontaner Rede (Pressesprecher_in-Rolle, Diskussionsbeitrag)
- Stimm- und Atemtechnik
- Schulung der Raumwahrnehmung und der körperlichen Präsenz
Inhalte und Ziele
Über den rhetorischen Erfolg entscheidet nicht nur die inhaltliche Stringenz und Plausibilität der Präsentation, sondern ebenso das Auftreten und der Eindruck, der bei den Zuhörenden entsteht. Schon Aristoteles benannte drei wesentliche Elemente, die erst im Zusammenspiel zu überzeugen vermögen: Ethos (Rednerperson), Pathos (Gefühle des Publikums) und Logos (Argumentation). Rhetorische Kompetenz bedeutet demnach, kommunikative Strategien sowohl erkennen und analysieren zu können, als auch in der Lage zu sein, diese in der Praxis selbst anzuwenden.
Non-verbale Fähigkeiten, die die rhetorische „Performance“ ausmachen, zu schulen und anzuwenden ist ein wichtiger Teil des Trainings. Wie setze ich Mimik, Gestik, Stimme ein? Wie stelle ich Kontakt zum Publikum her, wie baue ich Spannung auf und wirke präsent? Wie gehe ich mit Unsicherheit und Redeangst um?
Zentrales Thema ist außerdem, kommunikative Hierarchien und stereotypisierte Verhaltenszuschreibungen, die mit Geschlechterrollen in Verbindung gebracht werden, zu erkennen, zu analysieren und zu unterlaufen. Ziel des Seminars ist die Verbindung einer diskursanalytischen und machtkritischen Perspektive mit praktischen Übungen, die die Teilnehmer_innen dazu befähigen, ihre eigene, glaubwürdige und stimmige Form der Präsentation zu finden. Eine theoretische Perspektive, die ihren Ausgang bei der in der Antike beginnenden rhetorischen Theoriebildung nimmt, dabei aber nicht stehen bleibt, sondern kritisch die aktuellen Zusammenhänge von Rhetorik und gesellschaftlichen Machtstrukturen wie beispielsweise Sexismus und Rassismus in den Blick nimmt, wird in Übungen durch praktisches Ausprobieren erprobt, auf ihre Anwendbarkeit hin überprüft und ergänzt. Neue kommunikative Rollen und Strategien können in einem geschützten Raum erprobt werden. Ob Podiumsdiskussion, freies Statement oder Übungen zu körperlicher Präsenz und Raumgefühl – neue Kommunikationsformen müssen nicht nur kognitiv verstanden, sondern auch praktisch ausgeführt werden, um Anwendung im politischen und/oder beruflichen Alltag finden zu können.
Die Teilnehmer_innen bekommen im Seminar die Möglichkeit, sich ihrer eigenen Stärken sicherer zu werden und ihren kommunikativen Handlungsspielraum zu erweitern.
Max. 12 Teilnehmerinnen; Anmeldung bitte unter: mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de
Trainerin
Julia Lemmle studierte Literatur- und Geschichtswissenschaft und ist seit 2008 Lehrbeauftragte an der Freien Universität Berlin im Bereich „Allgemeine Berufsvorbereitung“ für das Seminar „Rhetorische Kompetenz“. Sie ist außerdem freie Kommunikationstrainerin mit den Schwerpunkten „Rhetorik & Genderkompetenz“ und „Rhetorik & Herrschaftskritik“ und gibt Seminare zu kritischem Weißsein. Sie engagiert sich politisch zu Genderthemen und macht antirassistische Arbeit mit dem Schwerpunkt auf Theater & Rassismus in der Initiative „Bühnenwatch“. In den Kollektiven „Fräulein Bernd“ und „Muschiballett“ verbindet sie die Bereiche Aktivismus, Kunst & Diskursanalyse zu kritischen und empowernden Aufführungen.