Revolt She Said – dekoloniale und feministische Perspektiven auf 68

Die Reihe Revolt She Said ist kuratiert von Andrea Caroline Keppler (District Berlin), Dr. Katharina Koch & Dorothea Nold (alpha nova & galerie futura) im Gespräch mit Karina Griffith (District Atelierstipendiatin 2018 und Recherchestipendiatin Decolonizing 68) sowie Sharon Adler, Prof. Liz Bachhuber, Madeleine Bernstorff, Nathalie Anguezomo Mba Bikoro, Dr. Lisa Glauer, Dr. Natasha A. Kelly, Prof. Azade Köker, Martina Kofer, Dr. Corina S. Kwami, Pınar Öğrenci, Dr. Peggy Piesche, Elianna Renner, Robert Schmidt-Matt, Dr. Gabriele Schor, Valeria Schulte-Fischedick, Kelvin Sholar, Elżbieta Sternlicht, Merle Stöver und PD Dr. Anja Zimmermann.

Veranstaltungsreihe

Ausschnitt Flyer Veranstaltungsreihe „Revolt She Said“, alpha nova & galerie futura und District Berlin, 2018, Grafik: Stefanie Rau

Bilder

Bilder Veranstaltungen //

15.9.18-30.1.19

Fotos: Kim Bode, Andrea Bellu, Katharina Koch, Inia Steinbach

Presse

Medienpartnerin

 

 

Mit freundlicher Unterstützung von

 

 

Die Veranstaltung „Erfahrungen, Brüche, Perspektiven. Jüdische Feministinnen
über Kunst und Politik seit 68“ findet in Kooperation mit der Stiftung ZURÜCKGEBEN statt.

 

 

Die Veranstaltungsreihe Revolt She Said ist kuratiert von Andrea Caroline Keppler (District Berlin), Dr. Katharina Koch und Dorothea Nold (alpha nova & galerie futura).

50 Jahre 1968 nehmen wir (alpha nova & galerie futura und District Berlin) zum Anlass, uns aus feministischer und dekolonialer Perspektive mit den Protestbewegungen im Deutschland der 60er Jahre zu beschäftigen, die auch den Bereich der Kunst völlig neu definierten. Uns bewegt die Frage, welche Geschichten, Akteur*innen und Stimmen in den dominanten Narrativen über 1968 bislang unsichtbar bleiben und wie diese für die Reflexion und Gestaltung gegenwärtiger und zukünftiger gesellschaftspolitischer Prozesse und Forderungen re-aktualisiert werden können.
In diesem Sinne möchten wir mit der Veranstaltungsreihe Revolt she said die Produktion von Geschichte und Geschichtsschreibung hinterfragen und die Bewegungen jener Zeit aus den Perspektiven ihrer feministischen, anti-kolonialen, diasporischen, migrantischen, jüdischen und Schwarzen Organisierungen (neu) erzählen.
In Lecture Performance, Vortrag, Filmscreening, Gespräch, Workshop und Stadtspaziergang öffnet sich das Projekt für ein breites, generationsübergreifendes Publikum. Die vielfältigen Formate bieten Möglichkeiten, sich über historische Zusammenhänge, verschüttetes Wissen und aktuelle Erinnerungskultur zu informieren, und sich aktiv an neuen Erzählungen zu 68 zu beteiligen.

PROGRAMM

Samstag, 15. September 2018, 19 h

Uncracking the Archive
Gespräch mit Karina Griffith (Künstlerin, Kuratorin und Filmemacherin), Nathalie Anguezomo Mba Bikoro (Künstlerin, Kuratorin) und Dr. Natasha A. Kelly (Kuratorin, Autorin, Wissenschaftlerin)

Ort: District Berlin

“It is a history of an unrecoverable past; it is a narrative of what might have been or could have been; it is a history written with and against the archive.”
– Saidiya Hartman, Venus in Two Acts
Um 1968 zu dekolonialisieren, müssen wir die Archive dekolonialisieren. Diese Aufgabe ist um so schwieriger, wenn wir die Archive nicht betreten dürfen. Als Intersektionale Künstler*innen entwickeln wir kreative Strategien um an Dokumente zu gelangen, die wir nie zu Gesicht bekommen sollten. Wir spielen Rollenspiele, lassen uns auf fadenscheinige Kooperationen ein und schicken Verbündete voraus, damit diese uns die Türen öffnen. Die Detektivarbeit, die wir beim Ausgraben unserer Geschichten leisten ist mühsam. Doch wir bleiben beharrlich, denn oft sind die Strategien, die wir zur Dekolonisierung des Archivs entwickeln nachhaltiger als die auf diesem Wege erreichten Ergebnisse. Karina Griffith, Nathalie Anguezomo Mba Bikoro und Dr. Natasha A. Kelly diskutieren gemeinsam, wie sie durch ihre künstlerische Praxis neue Zugänge zur deutschen Geschichte schaffen.

 

Samstag, 22. September 2018, 19 h

Talking Blues
Lecture Performance mit Dr. Natasha A. Kelly (Kuratorin, Autorin, Wissenschaftlerin), Dr. Corina S. Kwami (Künstlerin) und Kelvin Sholar (Musiker)

Ort: District Berlin

Talking Blues verknüpft die Tradition des weiblichen Blues mit der Geschichte Schwarzer Feministinnen, wie Angela Davis, deren politischer Einfluss im geteilten Deutschland unüberhörbar war. Kelly und Kwami rekapitulieren die Geschehnisse der 60er Jahre und übersetzen die Rolle der Schwarzen Student*innen in Deutschland (Ost und West) in eine Blues Lecture Performance, um die weißen Erzählungen dieses für die Bundesrepublik so konstitutiven Moments zu dekonstruieren und aus den Perspektiven der damals aktiven antikolonialen, diasporisch-feministischen und Schwarzen Organisationen erzählbar und erlebbar zu machen.

 

Donnerstag, 18. Oktober 2018, 19 – 22 h

Sexuelle Selbstbestimmung und Antikoloniale (Befreiungs)Bewegungen
Workshop mit Dr. Peggy Piesche (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Gunda-Werner-Institut)

Ort: District Berlin

Antikoloniale (Befreiungs)Bewegungen und ihre Forderungen nach Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, gegen Kolonialismus und Rassismus prägten die Protest- und Widerstandsbewegungen in der BRD entscheidend. Sie waren unmittelbar mit dem Kampf für soziale Gleichstellung von Mann und Frau, sowie dem Schutz von ethnischen Minderheiten verbunden. In diesem Workshop soll anhand von historischem Material aus Zeitschriften, Publikationen etc. ein Mapping damaliger Diskurse zum Verhältnis von sexueller Selbstbestimmung und antikolonialen (Befreiungs)Bewegungen erstellt werden und der Frage nachgegangen werden, welche emanzipatorischen Konzepte hier verhandelt wurden.

Anmeldung bis zum 17.10.: post@district-berlin.com

 

Mittwoch 24. Oktober 2018, 19 h

Feministische künstlerische Positionen im Spiegel ihrer Materialitäten
Round-Table-Diskussion mit Dr. Gabriele Schor (SAMMLUNG VERBUND, Wien) und Prof. Liz Bachhuber (Bauhaus-Universität Weimar), Moderation: Dr. Lisa Glauer

Ort: alpha nova & galerie futura

Die feministische Kunst ab 1968 lässt sich nicht nur hinsichtlich ihrer thematischen Auseinandersetzungen genauer bestimmen, sondern auch insbesondere durch eine Neuaneignung von Medien und Materialitäten. Die Entstehung einer spezifisch auszumachenden Ästhetik und Ausdrucksform ist auch durch ein sich formierendes neues Selbstbewusstsein entstanden, weiblich konnotierte Materialien in der Kunstproduktion zu aktualisieren sowie den weiblichen Körper als Primärmedium der Selbstbestimmung einzusetzen. Die Veranstaltung beleuchtet, wie die konkrete Verschränkung von Materialität und Medien mit Inhalten und Deutungsweisen der feministischen Kunstproduktion verbunden sind.

 

Donnerstag, 1. November 2018, 19 h

Erfahrungen, Brüche, Perspektiven. Jüdische Feministinnen
über Kunst und Politik seit 1968
Präsentationen und intergenerativer Round-Table mit Sharon Adler (AVIVA-Berlin, Stiftung ZURÜCKGEBEN), Shlomit Lehavi (Künstlerin), Elianna Renner (Künstlerin), Elżbieta Sternlicht (Pianistin und Lehrbeauftragte Klavier an der Universität der Künste Berlin, Fakultät Musik), Moderation: Merle Stöver (Stiftung ZURÜCKGEBEN)

Ort: alpha nova & galerie futura

Anmeldung bis zum 31.10.: info@stiftung-zurueckgeben.de

Die Veranstaltung mit künstlerischen Präsentationen und einem intergenerativen Round-Table Gespräch widmet sich den Perspektiven und Erfahrungen jüdischer Feministinnen, Künstlerinnen und Kulturschaffenden, die 1968 und danach aktiv waren und auf ein Klima trafen, was auch in der Linken teilweise antisemitisch geprägt war, zumindest jedoch sehr anti-israelisch. Dazu soll der Bogen bis in die Gegenwart gespannt werden, um zu ergründen, wie sich jüdische Künstlerinnen und Intellektuelle heutzutage positionieren und welche Erfahrungen zu/in verschiedenen Zeiten und Gesellschaftskontexten gemacht wurden und werden.

Sharon Adler
Geboren 1962 in West-Berlin, gründete Sharon Adler 2000 das Frauen-Online-Magazin AVIVA-Berlin. Sie ist Fotografin, Moderatorin und initiierte Schreib- und Dialogprojekte für jüdische und muslimische Frauen. Seit 2013 ist sie außerdem ehrenamtliche Vorsitzende der Stiftung ZURÜCKGEBEN – Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft.

Shlomit Lehavi
Die 1965 in Tel Aviv geborene Künstlerin setzt sich interdisziplinär mit Formen des Zeitlichen auseinander. Die wechselseitige Beziehung zwischen kollektiver und individueller Identität in Raum und Zeit ist das Thema ihrer Arbeiten. Sie studierte unter anderem an der Tisch School of the Arts in New York. Seit 2014 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Elianna Renner
Die 1977 in der Schweiz geborene und in Deutschland lebende Konzeptkünstlerin Elianna Renner arbeitet an der Schnittstelle von Biografie und Geschichte. In ihren Arbeiten hinterfragt sie historische Narrative und deren Auslassungen – immer mit dem Ziel die hinter dem Vergessenen oder Verschwiegenen stehenden Machtverhältnisse sichtbar zu machen.

Elżbieta Sternlicht
Die Pianistin Elzbieta Sternlicht studierte in Warschau und in Paris. Nach mehrjähriger künstlerischer Tätigkeit in Paris lebt und wirkt die Pianistin seit 1977 in Berlin als freischaffende Musikerin und als Dozentin an der Universität der Künste Berlin. Einen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit als Pianistin bildet die Interpretation von Werken, die von Frauen im 19. und 20. Jahrhundert komponiert wurden.

Merle Stöver
Die 1994 in Hannover geborene Merle Stöver ist studierte Sozialarbeiterin und absolviert aktuell den Masterstudiengang der Interdisziplinären Antisemitismusforschung. Sie forscht, schreibt und spricht zu Antisemitismus und Geschlecht. Seit 2016 arbeitet sie als Vorstandsassistenz der Stiftung ZURÜCKGEBEN – Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft.

In Kooperation mit der Stiftung ZURÜCKGEBEN – Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft.

 

Samstag, 17. November 2018, 13:30 – 17 h

Ton Steine Wasser – Künstlerische Formen der Neugestaltung Westberlins nach 68
13:30 h Moderierter Spaziergang zu den Skulpturengruppen
14:30 h Gesprächsrunde in der Galerie

Mit Prof. Azade Köker (Künstlerin), Robert Schmidt-Matt (Bildhauer)
Moderation: Martina Kofer (Literaturwissenschaftlerin)
Ort und Treffpunkt für den Spaziergang: alpha nova & galerie futura

Ein Spaziergang mit der Künstlerin Azade Köker zu den in den 1980er Jahren entstandenen künstlerischen Projekten „Menschenlandschaft“ am Schlesischen Tor und „Cuvrybrunnen“ in der Cuvrystraße soll an die sowohl künstlerische als auch kiezspezifische Entstehungsgeschichte der Skulpturengruppen erinnern. Am Schlesischen Tor belebten 1987 acht Künstler*innen unterschiedlicher Herkunft, unter ihnen auch Azade Köker, das damalige karge Terrain in unmittelbarer Nähe zur West-Ost Grenze.
Die zwischen 1983 und 1985 entstandene Brunnenanlage in der Cuvrystraße zeigt einen Schiffsrumpf als Ausgangsform, der ein Gesamtensemble der verschiedenen Stile der Künstler*innen bildet. Beide Projekte sind nicht nur ein sichtbares Zeichen für die auch kosmopolitisch beeinflusste künstlerische Mitgestaltung des öffentlichen Raums. Sie sind darüber hinaus Erinnerungsorte der initiativen Kiezgestaltung durch seine Bewohner*innen in den 1970er und 80er-Jahren. Von daher bergen die Kunstwerke vor allem Geschichten des politischen, künstlerischen und interkulturellen Zusammenlebens, die für den Stadtteil Kreuzberg spezifisch sind, heute allerdings weitgehend vergessen sind.
Mit Azade Köker soll dabei vor allem an die weibliche Geschichte der Kunstproduktion erinnert werden. Wie mit ihrer Skulptur Die Begegnung am Schlesischen Tor und ihren Frauenfiguren als Teil des Cuvrybrunnens wählt sie immer wieder Frauengestalten und -geschichten zum Thema ihres künstlerischen Schaffens. Im Anschluss an den Spaziergang bietet ein moderiertes Gespräch mit Prof. Azade Köker und Robert Schmidt-Matt Raum für einen Austausch zwischen und mit den maßgeblichen Akteur*innen der Kreuzberger Kunstproduktion.

Prof. Azade Köker
ist Bildhauerin und Malerin. Sie studierte zunächst Keramik an der Istanbuler Akademie der Schönen Künste, bevor sie 1972 mit einem Auslandsstipendium nach Berlin kam. Hier studierte sie zuletzt an der HdK bis 1979. In den 1990er Jahren war sie neben Auslandsaufenthalten in den USA und Japan Gastprofessorin in Salzburg und in Bremen. Von 2003 bis 2015 war sie Universitätsprofessorin und Leiterin des Instituts für Bildende Kunst an der Technischen Universität Braunschweig.

Robert Schmidt-Matt
ist seit 1984 freischaffender Künstler in Berlin mit dem Schwerpunkt Bildhauerei. Er studierte Malerei und Bildhauerei an der HdK Berlin. Von 1990 bis 2007 war er künstlerischer Leiter der Sommerakademie Marburg. Von 1995 – 1999 war er Lehrbeauftragter an der HdK für Werkstattpraxis, Keramik. Seit 2002 ist er Bühnenbildner für das Theaterforum Kreuzberg. Robert Schmidt-Matt nahm an zahlreichen Bildhauersymposien im In- und Ausland teil.

 

Donnerstag, 22. November 2018, 19 h

Revolt She Felt.
Filme und Gespräch mit Karina Griffith (Künstlerin, Kuratorin und Filmemacherin). Die Filmemacherin Claudia von Alemann wird zum Gespräch ebenfalls anwesend sein.

Ort: alpha nova & galerie futura

In ihrem Buch Ugly feelings entwickelt Sianne Ngai den Begriff der Irritation als einen Affekt von verhaltener Wut. Dieses Filmprogramm untersucht wie tiefgreifende Irritation – ihrer Vieldeutigkeit entledigt – in einigen um und nach 1968 entstandenen Filmen politische Umbrüche katalysiert hat. Angelpunkt des Programms ist der Film KATHLEEN UND ELDRIDGE CLEAVER IN ALGIER. Im Exil-Büro der Black Panther Party in Algier entwickeln die beiden BPP-Aktivisten ihre Idee von Widerstand. Aufgezeichnet von der feministischen Filmemacherin Claudia von Alemann im Januar 1970, sprechen die Cleavers mit zusammengebissenen Zähnen von ihrem politischen Kampf, nicht ohne eine Verbindung zu Westdeutschland herzustellen. Irritation unterwandert die Stereotypen der ‚wütenden schwarzen Frau’ oder der ‚hysterischen Hausfrau’ um eine gangbarere Position andauernden Verdrusses vorzustellen. In den filmischen Arbeiten ist dieser feministische Ansatz, Wut in Irritation zu übersetzen eine effektive und affektive Strategie um Reibung, Diskurs und eine Verbindung zu revolutionären Forderungen herzustellen.

Filmprogramm:

DIE KOLLWITZ UND IHRE KINDER
[© HFF, Regie: Christa Mühl, 1971, 10 min]

KATHLEEN UND ELDRIDGE CLEAVER IN ALGIER
[© Alemann Filmproduktion Köln, Regie: Claudia von Alemann,1969, 22 mins]

DIE SCHÖNHEITSVERSCHWÖRUNG
[© DFFB, Regie: Tsitsi Dangarembga, 1994, 14 min]

LANDING
© DFFB/Okpako, Regie: Branwen Okpako, 1995, 10 min]

 

Donnerstag, 6. Dezember 2018, 19 h

1968ff – Kunst, Feminismus, Politik
Präsentation der aktuellen Ausgabe von „FKW – Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur“, Schwerpunkt: kritische Kunstgeschichte von 1968 aus feministischer Sicht + Vortrag zur Veränderungen in der (queer)feministischen Rezeption der skulpturalen Objekte von Louise Bourgeois und Lynda Benglis

mit: PD Dr. Anja Zimmermann (Hg. FKW, wiss. Autorin, ZFG Oldenburg) und Valeria Schulte-Fischedick (Kunsthistorikerin, Internationales Atelierprogramm Künstlerhaus Bethanien)

Ort: alpha nova & galerie futura

FKW ist die einzige deutschsprachige Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur. Sie existiert seit 1987, erscheint halbjährlich und verbindet kunst- und kulturtheoretische, bild- und medienwissenschaftliche, genderspezifische, politische und methodische Fragestellungen zu einer kritischen Kulturgeschichte des Visuellen. Das neueste Heft widmet sich einer kritischen Kunstgeschichte von 1968 aus feministischer Sicht und versammelt u.a. Beiträge zu Austauschbeziehungen sowjetischer und deutschsprachiger Künstlerinnen, zu visuellen Feminismen Lateinamerikas und zur Rolle westlicher Kunsthistorikerinnen in der Kritik der Disziplin Kunstgeschichte in der Folge von 1968.

Nach einer kurzen Vorstellung des aktuellen Heftes und einer (bebilderten) Geschichte der Zeitschrift, die selber als Teil einer kritischen Revision von ‚1968’ unter feministischer Perspektive verstanden werden kann, wird der zweite Teil an einem konkreten Beispiel, der queer-feministischen Kunstkritik vor, um und nach 1968, das Thema weiter inhaltlich vertiefen. In dem Beitrag von Valeria Schulte-Fischedick wird es um Veränderungen in der (queer-) feministischen Rezeption der skulpturalen Objekte von Louise Bourgeois und Lynda Benglis und ihre besonderen Verbindungen zu Vorstellungen haptischer Sinnlichkeit und gesellschaftlichen Befreiungstheorien seit den 1960er Jahren gehen. Die kritisch-feministische Relektüre ermöglicht die Einsicht, dass 1968 nicht so 68, der Post-Minimalismus nicht so post ist, wie es zunächst scheint.

 

Mittwoch, 30. Januar 2019, 20 h

Purple Panic: 43
Lecture Performance von Pınar Öğrenci

Im Rahmen von Revolt She Said – decolonial and feminist perspectives on 68 and Vorspiel / transmediale & CTM

Ort: District Berlin

Am 24. September 2014 wurden in Iguala, Mexiko 43 Student*innen der Ayotzinapa Teachers‘ School während Protesten gegen die niedrigen staatlichen Förderungen für Hochschulen und Universitäten entführt. Sie hatten im Anschluss an die Demonstration in Mexiko-Stadt dem Massaker von Tlatelolco gedenken wollen, bei dem 1968 vor den Olympischen Sommerspielen 300 Menschen getötet wurden. Für die Entführung arbeitete der Staat mit der Mafia zusammen. Anfang 2015, genau sechs Monate nach dem Verschwinden, realisierte Pınar Öğrenci im Rahmen der Biennale De Las Fronteras und des R.A.T. Residenzprogramms den finalen Teil ihrer Performance Purple Panic: 43 auf dem Tlatelolco Platz in Mexiko-Stadt. Dafür fegte sie Jacaranda-Blüten auf unterschiedlichen Avenues der Stadt, die als wichtige Orte für das kollektive Gedenken an die verstorbenen Studierenden von Ayotzinapa gelten. Der Zusammenhang zwischen der Entführung 2014 und dem Massaker von Tlatelolco 1968 ist ein eindrucksvolles Beispiel für sich wiederholende Zyklen staatlicher Gewalt. Zyklen wie Jahreszeiten, die durch die Blüten des Jacaranda-Baumes symbolisiert werden.

Revolt She Said ist eine Kooperation von alpha nova & galerie futura und District Berlin.

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